Für die Stärkung des ländlichen Raums ist ein funktionierendes Busverkehrsnetz ein entscheidendes Kriterium. Bundestagsabgeordnete Kerstin Vieregge sieht hier aktuell großen Handlungsbedarf, denn es fehlen bundesweit schon jetzt 20.000 Busfahrer und -fahrerinnen; bis 2030 werden es nach Branchenerwartungen 50.000 bis 60.000 sein. Dabei ist der Bedarf für den ÖPNV-Ausbau und die Schienenersatzverkehre für anstehende Bahn-Sanierungsvorhaben noch nicht berücksichtigt.
Vieregge nimmt die berechtigten Sorgen des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und des Bundesverbands Deutscher Omnibusunternehmen (bdo) ernst. „Beide Verbände haben meine Kollegen und mich dringend um Unterstützung gebeten, denn angesichts der Personalknappheit sehen sie mittlerweile die Existenz ihrer Mitgliedsunternehmen ebenso gefährdet wie die Sicherstellung der Busverkehre“, so die CDU-Politikerin. Jedes zweite Verkehrsunternehmen gibt an, aus personellen Gründen den Betrieb zumindest zeitweilig einschränken zu müssen. Das trifft auch Lippe: „Ein lippisches Busunternehmen, das Besuchergruppen zum Bundestag nach Berlin fuhr, kann diese Aufträge nicht mehr annehmen, weil die verbliebenen Fahrer den Schülerverkehr abwickeln müssen“, bedauert Vieregge.
Die massive Kritik von VDV und bdo richtet sich vor allem gegen die Verfahren der Ausbildung und Qualifikation von Busfahrern in Deutschland. In einem Positionspapier fordern sie, dass diese grundlegend entbürokratisiert, modernisiert und wettbewerbsfähig werden. bdo-Präsident Karl Hülsmann zog den direkten Vergleich zu Österreich: „Während dieselbe Ausbildung in Österreich in weniger als 40 Stunden und für knapp 3000 bis 4000 Euro durchgeführt wird, müssen deutsche Busbetriebe mittlerweile bis zu 14.500 Euro veranschlagen. Diese Diskrepanz sprengt endgültig den Rahmen“, sagte er in der Omnibusrevue. Schlanke und effiziente Busfahrausbildung sei ohne Abstriche bei der Qualität und Sicherheit möglich. Dafür sorgten die gleichbleibenden Ausbildungs- und Prüfungsanforderungen.
Durch die aufgeblähten Verfahren in Deutschland würden zudem potentielle Bewerber abgeschreckt, die zwar Bus fahren, aber keine schulähnliche Ausbildung durchlaufen möchten. „Das ist deswegen so fatal, weil es hier auch um den Wettbewerb um Quereinsteiger geht“, kann Vieregge die Ängste der Branche nachvollziehen. Bei der Anwerbung ausländischer Fahrerinnen und Fahrer kommen die unzureichende Anerkennung von Führerscheinen und das fehlende Fremdsprachenangebot bei der Prüfung der Berufskraftfahrer-Grundqualifikation hinzu. Vieregge sieht die Verkehrspolitiker der Ampel in der Pflicht zu handeln: „Unter den bestehenden Umständen kann das Busgewerbe nicht mehr mit anderen Branchen im In- und Ausland um Arbeitskräfte konkurrieren.“
VDV und bdo haben der Ampel konkrete Vorschläge für eine Reform von Fahrausbildung und Berufskraftfahrerqualifikation erarbeitet. Bereits im letzten Jahr hatte die Unionsfraktion einen Antrag zur Stärkung der Busbranche in den Bundestag eingebracht, der ebenfalls Punkte zur Reform der Ausbildung nach österreichischem Vorbild beinhaltete. Die Ampel-Koalition lehnte ihn jedoch ab. „Im Sinne der Menschen im ländlichen Raum und der betroffenen Unternehmen fordere ich die Abgeordneten der Ampel-Koalition auf, die Vorschläge der Verbände nun umzusetzen. Die Reform ist dringend notwendig“, stellt sich Vieregge auf die Seite der Branche und ihrer Kunden.
Pressemeldung Büro Kerstin Vieregge, MdB