Weniger Autos auf den Straßen, verlässliche Verbindungen und jährliche Fahrgastzahlen im sechsstelligen Bereich: Zu diesem Ergebnis kommt eine Potenzialanalyse, die den Einsatz des MONOCAB auf den stillgelegten Strecken der Begatalbahn zwischen Lemgo und Barntrup sowie der Extertalbahn zwischen Barntrup und Exten unter die Lupe genommen hat. „Die Studie zeigt eindrucksvoll, welch positive Effekte das MONOCAB auf die Mobilität gerade im ländlichen Raum hätte“, sagt Dr. Axel Lehmann, Landrat des Kreises Lippe und Schirmherr des MONOCAB-Projektes.
Hinter den MONOCABs verbergen sich moderne Ein-Schienen-Fahrzeuge, die derzeit gemeinsam von der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL), der Hochschule Bielefeld und dem Fauenhofer IOSB INA entwickelt werden. Der Clou dabei: Das MONOCAB kommt nicht nur ohne Fahrer aus, es ist auch nur auf einer Schiene unterwegs, wodurch zwei MONOCABs auf eingleisigen Strecken problemlos aneinander vorbeifahren können. „Die Fahrzeuge sind wie dafür gemacht, um beispielsweise längst stillgelegte Strecken wie die Begatalbahn und die Extertalbahn wieder in Betrieb nehmen zu können – und das kostengünstig, modern und effizient“, erklärt Dr. Lehmann.
Innovation Made in Lippe
Welches Potenzial das hätte, hat nun die Kommunale Verkehrsgesellschaft Lippe (KVG) untersuchen lassen. Die Studie, die vom Verkehrsverbund Ostwestfalen-Lippe (VVOWL) gefördert wurde, fällt überaus positiv aus. „Sowohl bei den Fahrgastzahlen als auch beim Umstieg vom Auto auf den Öffentlichen Personennahverkehr würde sich der Einsatz der MONOCABs im Norden Lippes deutlich bemerkbar machen“, freut sich der Landrat. „Das Projekt wird nicht nur in Lippe entwickelt und auf der Teststrecke im Extertal erprobt, es könnte daher auch genau hier real zum Einsatz kommen – Innovation Made in Lippe, mit Strahlkraft weit über die Region hinaus“, ist sich der Landrat sicher.
Bei einem 15-Minuten-Takt könnten die MONOCABs rund 600.000 Fahrgäste im Jahr auf den Strecken der Begatalbahn und Extertalbahn befördern. Bei einer engeren Taktung sei sogar noch mehr möglich. „Dabei fällt das Potenzial zwischen Lemgo und Barntrup zwar wesentlich höher aus als zwischen Barntrup und Alverdissen, beziehungsweise Exten“, erläutert Dr. Ute Röder, Verwaltungsvorständin beim Kreis Lippe: „Das liegt aber in der Natur der Sache, da Lemgo als größte Stadt mit Hochschulen und Schulen, Firmen, Ärzten und Einkaufsmöglichkeiten auf diesen Verbindungsachsen per se ein gern angesteuertes Ziel ist. Das zeigt sich auch beim Blick auf den Busverkehr.“ Vor allem um zur Arbeit, zum Einkaufen und zum Arzt zu kommen oder jemanden dort hin zu begleiten, würden die MONOCABs genutzt.
MONOCAB als maßgeschneiderte Lösung
Außerdem würden vor allem im direkten Einzugsbereich der Begatal- und Extertalbahn mehr Menschen das eigene Auto stehen lassen und häufiger mit Bus und Bahn, beziehungsweise MONOCAB fahren. Von Effekten bis zu 15 Prozent ist die Rede, auch das zeigt die in Auftrag gegebene Potenzialanalyse. „Sie unterstreicht, dass Bahnverbindungen in der Bevölkerung eine höhere Akzeptanz genießen als beispielsweise Busse. Allerdings ist der Bahnverkehr wesentlich teurer, weshalb das Angebot gerade im ländlichen Raum dünn ist“, sagt Achim Oberwöhrmeier, Geschäftsführer der KVG. Dazu passe, dass die Reaktivierung stillgelegter Strecken wie die der Begatalbahn, um die sich seit Jahren bemüht werde, überaus zeit- und kostenintensiv seien. Wann es dazu kommen werde, stehe aktuell noch in den Sternen. Bis es soweit ist, könnte die Strecke jedenfalls mit dem MONOCAB bedient werden. Deren Betrieb dort stehe der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NVWL) jedenfalls offen und positiv gegenüber.
Genau in solche Lücken stoße das MONOCAB, das zu vergleichsweise geringen Kosten die Akzeptanzvorteile der Schiene nutzen und maßgeschneiderte Lösungen für den ländlichen Raum bieten könne. „Die Potenzialanalyse bestätigt uns noch einmal in unserer Arbeit, der Entwicklung und Erprobung des MONOCAB für den realen Einsatz“, sagt Prof. Dr. Thomas Schulte von der TH OWL und MONOCAB-Gesamtprojektleiter. Erst kürzlich haben er und seine Mitstreiter eine Förderung in Höhe von sieben Millionen Euro vom Bundesverkehrsministerium erhalten. Damit sollen nun die Fahrzeuge der zweiten Generation entwickelt werden, die deutlich leistungsfähiger seien als die ersten MONOCABs.
Testbetriebsgesellschaft geplant
Um dem Realbetrieb auf Begatal- und Extertalbahn näher zu kommen, soll demnächst eine Testbetriebsgesellschaft gegründet werden. Diese soll in weiteren Schritten den sicheren Betrieb mit Fahrgästen nachweisen, die notwendigen Regelwerke erarbeiten und etablieren, die digitale Vernetzung mit anderen Verkehrssystemen sowie Informations- und Buchungskanäle mit Kunden entwickeln.
„Dabei darf das MONOCAB am Ende kein Inselbetrieb sein“, unterstreicht Achim Oberwöhrmeier. Neben der technischen Weiterentwicklung spiele somit die Integration des MONOCAB-Systems in bestehende Verkehrsangebote eine zentrale Rolle. Dabei gehe es um die Vernetzung mit Bahnen, Bussen und bedarfsgesteuerten On-Demand-Angeboten wie dem Limo-Service.
BUZ: (v.l.) Daniel Brinckmann (Verkehrsverbund Ostwestfalen-Lippe), Matthias Kalkreuter (Aufsichtsratsvorsitzender der Kommunalen Verkehrsgesellschaft Lippe und Bürgermeister der Stadt Lage), Prof. Dr. Thomas Schulte (MONOCAB-Gesamtprojektleiter, Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe), Prof. Dr. Stefan Witte (Vizepräsident Forschung und Transfer, Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe), Achim Oberwöhrmeier (Geschäftsführer Kommunale Verkehrsgesellschaft Lippe), Dr. Axel Lehmann (Landrat Kreis Lippe) und Thorsten Försterling (MONOCAB-Pressesprecher) freuen sich über die positive Potenzialanalyse des Monocab für die Begatalbahn und die Extertalbahn.
Pressemeldung Kreis Lippe