Anzeigen

DC Toddy´s: Blomberger Darter ohne Steel?

von | Jan. 30, 2025 | Blomberg, Darts

Die Dart-Weltmeisterschaft liegt seit ein paar Tagen hinter uns und der mittlerweile 18-jährige Luke Littler hat sich am 3. Januar ein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk gemacht. Littler, zum Zeitpunkt des WM-Finales noch 17 Jahre jung, konnte sich gegen den 35-jährigen Niederländer Michael van Gerwen durchsetzen und wurde Weltmeister. Schon immer ging von jungen Sportlern eine große Faszination aus, zu Zeiten von Boris Becker und Steffi Graf war ganz Deutschland im Tennisfieber. Becker war 1985 ebenfalls 17 Jahre alt, als er als jüngster Spieler das Wimbledon-Turnier gewinnt. Kann erneut ein „17-Jähriger“ einer Sportart zum Durchbruch verhelfen? Unsere Redaktion hat beim örtlichen Dartverein nachgefragt und vom Medienbeauftragten Michael OMa Fichna folgende Antworten erhalten:

Zunächst kurz ein paar Daten zum Verein?
Aber klar, DC Toddy´s wurde am 11. Mai 2018 von 17 Spielern gegründet. Alle Gründungsmitglieder sind bis heute aktiv, eine Ausnahme bildet leider unser viel zu früh verstorbener Freund Heiko. Aktuell hat unser Verein 47 Mitglieder und wir treten in fünf Teams in verschiedenen Leistungsklassen an. Wir trainieren immer Donnerstags und Freitags in unserer Heimspielstätte Katja´s Spätschicht (Neue Torstraße 51) ab 18.00 Uhr. Freitags sind dann in Teilen parallel auch Ligaspiele – bei fünf vorhandenen Automaten ist das eher kein Problem. Vom Alter her sind wir breit aufgestellt, von Anfang 20 bis Mitte 60 ist alles vertreten.

Wie ernsthaft betreiben Sie die Sportart?
Wir lieben das gesellige Beisammensein und die vielen guten Gespräche. Neuen Mitgliedern gegenüber sind wir immer aufgeschlossen und nehmen diese mit offenen Armen auf – gleich auf welchem Leistungsstand sie sind. Aktuell hat eher keiner von uns die Ambitionen auch Profi zu werden, ehrgeizig sind wir aber schon, der eine mehr, der andere weniger. Unsere zweite Mannschaft hat gerade erst den vorzeitigen Aufstieg in die BzO, immerhin die 2. Bundesliga, perfekt gemacht.

Sind Sie mit der Entwicklung des Vereins zufrieden?
Ja, absolut. Teamübergreifend sind wir eine tolle Truppe, letztlich sind wir EIN Verein – und der ist gut aufgestellt. Natürlich sind auch wir, wie viele andere Vereine eben auch, immer daran interessiert gerade jüngere Spieler aufzunehmen.

Nun liegt die Dart-WM hinter uns, war es das erhoffte Spektakel?
Spektakel ist tatsächlich das richtige Wort für diese Veranstaltung. Der Alexandra Palace (auch bekannt unter dem Spitznamen Ally Pally) wurde 1873 als Freizeit- und Erholungspark auf einer Anhöhe im Norden des Londoner Stadtbezirks Haringey eröffnet. Schon seit Dezember 2007 ist Ally Pally der jährliche Austragungsort der Dartsweltmeisterschaft der PDC. Dir rund 90.000 Tickets waren innerhalb von 15 Minuten ausverkauft und die Stimmung vor Ort sucht Seinesgleichen.

Wie haben Sie als Verein das Event verfolgt?
Ja, sehr intensiv sogar. In Teilen jeder für sich, ab und an aber auch gemeinsam in unser Heimspielstätte. Natürlich haben wir dabei besonders mit den deutschen Teilnehmern mitgefiebert und uns gerade über die Leistungen von Ricardo „Pikachu“ Pietreczko gefreut, dem es als erst zweitem Deutschen gelungen ist, in die vierte Runde einzuziehen. An dem Tag gelang ihm gegen Nathan Aspinall leider nur sehr wenig und er unterlag am Ende deutlich mit 4:0, dennoch ein toller Erfolg.

Was macht den Zauber „Ally Pally“ aus?
Darter sind in der Regel absolut faire Sportler und auch das Publikum ist immer fair. Meines Wissens nach gab es im Ally Pally noch nie Stress, jeder gönnt dem Favoriten des Anderen den Erfolg. Es geht einfach darum eine gute Zeit zu haben und alle feiern gemeinsam.

Waren Sie oder Vereinsmitglieder schon vor Ort?
Nein, leider noch nicht, aber wir werden uns diesen Traum hoffentlich noch erfüllen können. Als Darter möchte man einfach mal dabei gewesen sein, wenn auch „nur“ als Zuschauer. In Deutschland haben wir die Tour aber schon in verschiedenen Städten verfolgt.

Warum verkleiden sich viele Zuschauer?
Die Darts-WM hat sich in den vergangenen Jahren zu einer Art Kostümball entwickelt. Es geht um weitaus mehr als den Sport allein, es geht um Ausdruck von Lebensfreude, Humor – und auch um einen Wettbewerb zwischen den Fans selbst. Wer ein besonders verrücktes Kostüm trägt hat hohe Chancen von Fernsehkameras eingefangen zu werden. Auch der Dartsverband PDC kürt die ausgefallensten Verkleidungen. Die Verkleidungen sind also auch Ausdruck der Liebe zum Darts und sollen dem Sport einen angemessenen Rahmen verleihen.

Nun hat mit Luke Littler ein sehr junger Spieler den Titel (oder Titel des Vizemeisters gewonnen). Hat das Auswirkungen?
Generell ist die Dart-Szene in den letzten Jahren deutlich gewachsen und es gibt immer mehr Menschen, die sich für diesen tollen Sport interessieren. Luke Littler ist ein unglaubliches Talent, ein globales Phänomen, dem man gerne zuschaut und für dessen Erfolge man sich freut. Im Ally Pally bei der Geräuschkulisse die Nerven zu behalten nötigt mir allen Respekt ab. Ja, ich glaube schon, dass junge talentierte Spieler an der Spitze der Weltrangliste der Sportart helfen. Bis wir in Deutschland auf dem Stand der Engländer sind wird es aber noch dauern.

Warum?
Nach Aufzeichnungen aus dem 19. Jahrhundert soll das Vereinigte Königreich das Mutterland des Darts sein. Gleichwohl der Name übrigens aus dem Französischen stammt – die Franzosen pflegten bei Schlachten kleine speerähnliche Wurfpfeile als Waffen einzusetzen. Im Großbritannien ist Darts nicht nur definitiv am beliebtesten, es ist dort mehr als Sport, gehört zur britischen Kultur und die Kneipenszene ist dort nach meiner Meinung auch ausgebildeter als hierzulande. Schaut man in die TOP 10 der Weltrangliste, so finden sich dort acht Spieler aus Großbritannien. Die haben einfach noch Vorsprung – aber wir arbeiten daran. (lacht)

Blomberger Darter ohne Steel?
(Gelächter) Ja, bei der Schreibweise müssen wir die Frage leider mit „Ja“ beantworten, Stil haben wir aber natürlich schon.

Warum spielen Sie nicht Steel-Darts? Gibt es Unterschiede?
Darts im Allgemeinen ist zunächst sehr gleich, die Automaten haben für uns einfach den Vorteil des automatischen Zählens. Im Hintergrund gibt es jedoch schon Überlegungen in Richtung Steeldarts, einige von uns spielen schon jetzt auch regelmäßig diese Variante. Die Hinzunahme von Steeldarts ist aber auch nicht ganz so einfach, sowohl aus zeitlichen, finanziellen als auch Trainingsgründen – aber wir arbeiten daran.

Darts ist ein Jedermannsport?
Ja, tatsächlich würde ich das so einschätzen – gleich welchen Alters man ist. Auch finanziell ist das kein großer Aufwand. Dartpfeile gibt es in allen Preisklassen, einfache Pfeile gibt es im Mittel schon ab 20 Euro, selbst individualisierte Pfeile sind absolut bezahlbar. Unser Vereinsbeitrag liegt aktuell bei 75 Euro, dafür gibt es aber auch wieder zahlreiche Rückflüsse, wie z.B. ein Darttrikot, freies Essen und Getränke an der JHV und einiges mehr.

Vielen Dank an Michael Fichna, der Verein freut sich über Interessierte und steht zu den oben genannten Trainingszeiten gerne Rede und Antwort.

Die Popularität vom Dartsport hat bereist gewaltig zugenommen und wird es weiterhin tun. Die Preisgelder und Dimensionen von Events wachsen und so steht auch der Austragungsort „Ally Pally“ unter Beobachtung. Ein Ortswechsel kann aufgrund der Wirtschaftlichkeit (mit Blick auf die begrenzten Plätze) sicherlich – und leider – nicht ausgeschlossen werden. Die Tribünenplätze kosteten 80 Euro, die Innenraumkarten waren für rund 90 Euro erhältlich. Das galt für alle Spielrunden, abgesehen vom Halbfinale und dem Finale, bei letzterem wurden für Innenraumkarten rund 115 Euro veranschlagt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Darts in gar nicht so weit entfernter Zukunft, wie andere Sportarten auch, im TV nur noch gegen Gebühr zu sehen sein wird.

Anzeigen
Anzeigen
Anzeigen
Anzeigen
Anzeigen