Mit HVO100 darf seit Mai 2024 ein sogenannter paraffinischer Dieselkraftstoff an deutschen Tankstellen verkauft werden, der vorwiegend aus Rest- und Abfallstoffen wie zum Beispiel Altspeiseölen oder Restfetten hergestellt wird. Der ADAC hat nun anhand von vier Fahrzeugen die Abgasemissionen und Kraftstoffverbräuche im Vergleich zu herkömmlichem, mineralischem Diesel (B7) verglichen.
Getestet wurde neben Skoda Superb Combi 2.0 TDI, BMW 520d Touring und Mercedes E 220 d T-Modell auch der VW Caddy 2.0 TDI, der ab sofort die Flotte der ADAC Straßenwacht ergänzt. Die Pannenhelferinnen und -helfer des ADAC tanken ihre Fahrzeuge schon heute nach Möglichkeit mit HVO100.
Die Untersuchung hat gezeigt, dass HVO100 in den getesteten, dafür freigegebenen Dieselfahrzeugen problemlos gefahren werden kann. Die höhere Zündwilligkeit von paraffinischem Diesel machte sich in während der Testfahrten auf der Straße in einer marginal verbesserten Laufkultur positiv bemerkbar. Die Verbrauchs- und Abgaswerte haben die Experten auf dem Prüfstand im ADAC Technik Zentrum in Landsberg am Lech im ADAC Ecotest ermittelt. Dieser umfasst neben dem WLTP-Zyklus auch einen längeren Autobahnanteil.
Mit HVO im Tank steigt der Verbrauch leicht um ein bis fünf Prozent an, je nach vom Motor geforderter Last. Hier wirkt sich die geringere Dichte von HVO100 gegenüber mineralischem Diesel aus. Der CO2-Ausstoß am Auspuff direkt sinkt im HVO100-Betrieb dagegen um zwei bis fünf Prozent. Bezieht man den Herstellungsprozess von HVO100 mit ein, verbessert sich die CO2-Bilanz um bis zu 90 Prozent im Vergleich zu mineralischem Diesel, da bei der Herstellung des paraffinischen Dieselkraftstoffs über die verwendete Biomasse das CO2 zuvor aus der Atmosphäre entzogen wird. Der verbleibende CO2-Ausstoß bei der HVO100-Nutzung hängt von den Ausgangsstoffen, der verwendeten Energie in der Raffinerie und dem Kraftstofftransport ab.
Der Partikelausstoß (PN), die Stickoxid-Emissionen (NOx) und weitere Schadstoffwerte (unter anderem Kohlenwasserstoffe HC und Kohlenmonoxid CO) liegen im HVO100-Betrieb auf dem Niveau von B7-Diesel und jeweils deutlich unter den gesetzlichen Grenzwerten. So haben die Tester im Falle des Mercedes etwa einen NOx-Ausstoß von 1,816 mg/km mit HVO100 gemessen. Mit mineralischem Diesel lag er bei 2,376 mg/km. Der Grenzwert für Euro-6-Fahrzeuge beträgt 80 mg/km. Der Mercedes stößt im ADAC Ecotest also nur 2,27 (HVO100) beziehungsweise 2,97 Prozent der erlaubten Menge NOx aus. Auch der Partikelausstoß lag mit HVO100 mit 0,00203*1011 pro Kilometer unterhalb des B7-Wertes (0,00275*1011/km) und signifikant unterhalb des Grenzwertes von 6*1011 pro Kilometer.
Lediglich beim Skoda Superb Combi 2.0 TDI haben die Tester mit HVO100 geringfügig höhere NOx- und Partikelemissionen als mit mineralischem Diesel registriert. Mit 3,832 mg/km liegt der Stickoxidausstoß im ADAC Ecotest bei 4,79 Prozent des erlaubten Grenzwertes. Mit B7 werden 4,75 Prozent erreicht (3,796 mg/km). Der Partikelausstoß beträgt mit herkömmlichen Diesel 0,16 Prozent des Grenzwertes, mit HVO100 sind es 0,41 Prozent.
Grundsätzlich bleiben alle Emissionen bei den getesteten Fahrzeugen in allen Zyklen, selbst im anspruchsvollen Autobahnzyklus, weit unter den Grenzwerten. Gerade bei neuen Dieselfahrzeugen, die über eine aufwendige Abgasnachbehandlung verfügen, ist der Schadstoffausstoß so niedrig, dass eher der jeweilige Betriebszustand der Katalysatoren den äußerst geringen Unterschied macht als der verwendete Kraftstoff, so die Experten des ADAC Technik Zentrums.
Die Ergebnisse des ADAC Test unterstreichen, dass HVO100 in den dafür freigegebenen Fahrzeugen bedenkenlos getankt werden kann. Der Automobilclub fordert daher die Hersteller auf, ihre Flotte zeitnah, umfänglich und vor allem auch rückwirkend für ältere Baureihen für den Betrieb mit paraffinischem Diesel freizugeben. Für Fortschritte beim Klimaschutz im Verkehr ist es unumgänglich, neben der Flottenerneuerung durch Elektroautos auch die Treibhausgasemissionen von Bestandsfahrzeugen durch den Einsatz klimafreundlicher Kraftstoffe zu reduzieren. Potenzial sieht der Mobilitätsclub auch in der Mischung mineralischer und paraffinischer Dieselkraftstoffe. Für eine Beimischung von bis zu 26 Prozent HVO zu herkömmlichem Diesel ist keine separate Freigabe erforderlich. Die CO2-Bilanz verbessert sich allerdings schon um bis zu 20 Prozent.
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Pressemeldung ADAC