Tabak hat eine lange und vielschichtige Geschichte, die weit über den bloßen Konsum hinausgeht. Von den frühesten Verwendungen in religiösen und zeremoniellen Kontexten bis hin zur weitverbreiteten Nutzung in der modernen Gesellschaft hat sich der Tabakkonsum im Laufe der Jahrhunderte erheblich verändert. Diese Entwicklung spiegelt nicht nur die kulturellen und sozialen Veränderungen wider, sondern auch die wirtschaftlichen und politischen Einflüsse, die den Tabak zu einem globalen Phänomen gemacht haben.
Der Ursprung der Tabakpflanze
Die Tabakpflanze hat ihren Ursprung in Amerika. Bereits vor der Ankunft der europäischen Eroberer waren der Anbau und der Konsum in Süd- und Nordamerika weit verbreitet. In verschiedenen Regionen nutzte man die Tabakblätter auf unterschiedliche Weise: An der Nordküste Südamerikas kauten die Menschen die Blätter zusammen mit Kalk, in der Karibik schnupften sie ein Pulver, das zur Hälfte aus Tabak bestand, und im Gebiet von Guyana kochte man die Blätter zu einer Flüssigkeit. Sogar eine primitive Form der Zigarre war bekannt, bei der kleine Tabakblätter zusammengerollt und von größeren umhüllt wurden, wie in Brasilien, Zentralamerika und auf den karibischen Inseln. In Mexiko rauchte man zerkleinerten Tabak, der in Schilfröhrchen gesteckt wurde.
Es wird angenommen, dass die Praxis des Rauchens aus den Räucherzeremonien der Priester und Medizinmänner entstanden ist, ähnlich den Rauchopfern. Während zu dieser Zeit die Tabakblätter eine medizinische Anwendung bei der Behandlung von Hautverletzungen fanden, sind es heute andere Gründe, warum sich Menschen entsprechende Produkte ansehen.
Von Amerika nach Europa – die Reise über den Atlantik
Schon bei ihren ersten Begegnungen mit den Bewohnern Amerikas machten die Europäer Bekanntschaft mit Tabak. Als Christoph Columbus am 12. Oktober 1492 auf den Bahamas landete, erhielt er von den Einheimischen Geschenke, darunter Tabakblätter. Columbus verstand deren Bedeutung erst, als zwei seiner Begleiter, Luis de Torres und Rodrigo de Xeres, beobachteten, wie Einheimische auf Kuba die Blätter in den Mund nahmen, anzündeten und den Rauch inhalierten. Im Jahr 1499 stießen spanische Eroberer an der Küste Venezuelas auf das Kauen von Tabak und im Jahr 1500 erlebte der portugiesische Seefahrer Pedro Álvares Cabral Einheimische, die Pfeife rauchten. 1518 entdeckten die Spanier in Mexiko eine weit entwickelte Rauchkultur.
Der französische Entdecker Jacques Cartier berichtete 1536 über die Rauchgewohnheiten der kanadischen Indianer und das dazugehörige Rauchwerkzeug, das er als „pipe“ (Pfeife) bezeichnete. Der Begriff „Tabak“ geht vermutlich auf die Antillen zurück, wo das Rauchrohr als „tobago“ bekannt war.
Seeleute, die zwischen der Alten und Neuen Welt pendelten, entwickelten eine Vorliebe für Tabak und führten ihn in die süd- und westeuropäischen Häfen ein, von wo aus Händler ihn weltweit verbreiteten.
Die Rolle des Tabaks im 18. und 19. Jahrhundert
Während des 18. und 19. Jahrhunderts spielte Tabak in Europa und Amerika eine bedeutende Rolle sowohl als Genussmittel als auch als wichtige Einnahmequelle durch Steuern. Der Verbrauch wuchs kontinuierlich und Tabak war allgegenwärtig im täglichen Leben sowie als Motiv in der Kunst. So zierte die Tabakpflanze 1818 in Washington sogar die Kapitelle der Säulen des Kapitols und erschien auf Briefmarken. Die populärste Form des Rauchens war damals das Pfeiferauchen.
Neben der weit verbreiteten Pfeife waren zu dieser Zeit auch Schnupftabak und Zigarren sehr beliebt. Das 18. Jahrhundert wird von Historikern sogar als das goldene Zeitalter des Schnupftabaks angesehen. Priester gehörten zu den eifrigsten Konsumenten dieser Tabakform. Das häufige Niesen während der Messen führte dazu, dass die Kirche zunächst das Schnupfen verbot, dieses Verbot jedoch aufgrund mangelnder Durchsetzbarkeit 1725 wieder aufhob.
Resteverwertung – wie die ersten Zigaretten entstanden
Um die Reste der Zigarrenherstellung sinnvoll zu verwenden, begannen Arbeiterinnen in Tabakfabriken damit, Tabakreste in Papier zu wickeln. Diese als papelitos bekannten Produkte wurden ab dem 18. Jahrhundert in Mexiko-Stadt verkauft und erreichten zu Beginn des 19. Jahrhunderts über Spanien auch Frankreich. Dort erhielten sie den Namen „Zigarette“, eine Ableitung von „cigare“, dem französischen Wort für Zigarre. Die Zigarette fand auch im Osmanischen Reich und in Russland großen Anklang, vor allem weil dort ein milderer Tabak als in Europa oder Amerika angebaut wurde.
Als die Zigarettenwerbung aufkam, zielte die Industrie darauf ab, die Nachfrage zu steigern und den Markt zu erweitern. Im Jahr 1910 existierten etwa 20.000 Zigarettenhersteller. Doch es waren die großen Zigarettenmarken, die eine Konsolidierung in der Branche vorantrieben.