In Deutschland leben derzeit knapp zwei Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung, im Jahr 2050 sind es möglicherweise knapp drei Millionen. Hinter jedem einzelnen stehen Familien, Freunde, Nachbarn und Kollegen, die indirekt mitbetroffen sind. „Wir müssen daher alle präventiven Möglichkeiten ausschöpfen, um eine Zunahme zu verhindern“, fordert Stefanie Oberfeld, Demenzbeauftragte der Ärztekammer Westfalen-Lippe, anlässlich des Welt-Alzheimertages am 21. September (Samstag).
Aktuelle Studien konnten inzwischen mögliche Risikofaktoren identifizieren. Eine Verbesserung der Bildung, rechtzeitige Behandlung von Hör- und Seheinschränkungen, die adäquate Behandlung von Depressionen, die Vermeidung sozialer Isolation, die konsequente und frühzeitige Vermeidung von Kopfverletzungen, regelmäßige Bewegung, der Verzicht auf Nikotin und Alkohol, die Behandlung von Bluthochdruck, Übergewicht, erhöhten Blutfetten und Typ-2-Diabetes mit all ihren jeweiligen Ursachen, aber auch umweltbezogene Faktoren wie eine Senkung der Luftverschmutzung können dazu beitragen, das Erkrankungsrisiko zu senken. „Hier müssen wir unsere Präventionsbemühungen verstärken“, unterstreicht die Demenzbeauftragte der Ärztekammer Westfalen-Lippe.
Sehr bedauerlich sei es, so Stefanie Oberfeld, dass im Kampf gegen Demenzerkrankungen in absehbarer Zeit kein neues Medikament zur Verfügung stehe. Die Entscheidung der Europäischen Arzneimittelagentur zur Nicht-Zulassung des Antikörpers Lecanemab, mit dem eine frühe Alzheimer-Erkrankung behandelt werden könne, sei aber das Ergebnis einer sorgfältigen Abwägung von Nutzen und Risiken und letztendlich eine verantwortliche Entscheidung für die Sicherheit von Patientinnen und Patienten.
„Die Versorgung von Menschen mit Demenzerkrankungen und ihren Angehörigen ist trotz zahlreicher zur Verfügung stehender Möglichkeiten noch immer unzureichend. Viel zu viele Kranke mit einer fortgeschrittenen Demenzerkrankung haben zuvor nie eine angemessene Diagnostik erhalten“, sagt Oberfeld. Die Folge sei, dass sekundäre Demenzerkrankungen nicht angemessen behandelt würden, Chancen auf Ursachenbehandlung und Verzögerung des Geschehens vertan seien.
Eine verbesserte Diagnostik und endlich der flächendeckende, regelhafte Einsatz und die ausreichende Finanzierung klinisch nachgewiesener nichtmedikamentöser und psychosozialer primär- und sekundärpräventiver Therapien sei es, was den Betroffenen helfe. Demenz könne nicht geheilt werden, aber es gebe viele Möglichkeiten, die Lebensqualität zu verbessern.
Pressemeldung: Ärztekammer Westfalen-Lippe