
Enttäuschte Gesichter nach großem Kampf. (Foto: TBV Lemgo Lippe
Vor ausverkauftem Haus in der Phoenix Contact-Arena bot der TBV Lemgo Lippe dem amtierenden Deutschen Meister SC Magdeburg am 32. Spieltag der DAIKIN Handball-Bundesliga einen leidenschaftlichen und hochklassigen Kampf. In einer mitreißenden Partie, die bis in die Schlussminuten spannend blieb, zeigte die Mannschaft von Trainer Florian Kehrmann vor 4.520 begeisterten Zuschauern eine starke Leistung und verlangte dem Favoriten alles ab. Trotz großer Moral reichte es am Ende beim 29:31 (14:15) gegen Magdeburg knapp nicht für eine Überraschung.
Der TBV Lemgo Lippe startete hochkonzentriert in das Duell mit dem SC Magdeburg und erwischte den besseren Beginn. Nach einem sehenswerten Anspiel von Theilinger traf Carstensen zur frühen 2:1-Führung für die Hausherren. Bereits in den Anfangsminuten musste der SCM jedoch einen Rückschlag verkraften: Rückraumspieler Gisli Kristjansson verletzte sich an der Schulter und wurde vom Lemgoer Mannschaftsarzt Volker Broy vom Feld begleitet – eine Schocksekunde für die Gäste.
Angetrieben von einer lautstarken Kulisse brachte Urh Kastelic die Phoenix Contact-Arena mit einer spektakulären Doppelparade zum Beben: Erst parierte er einen Siebenmeter von Magnusson, dann auch den Nachwurf und blieb wenig später auch im Eins-gegen-Eins gegen Mertens Sieger (4. Minute, 2:1). Es entwickelte sich ein offener und hitziger Schlagabtausch, in dem der TBV zunächst kühlen Kopf bewahrte. Suton setzte den eingelaufenen Carstensen mustergültig in Szene, der auf 5:3 erhöhte (8.). Die Lemgoer Abwehr zwang den SCM immer wieder zu Würfen aus dem Rückraum. Nach nur zehn Minuten sah sich Magdeburgs Trainer Bennet Wiegert gezwungen, beim Stand von 6:4 die erste Auszeit zu nehmen.
Der TBV zeigte weiterhin vollen Einsatz in Abwehr und Angriff und zwang den Favoriten immer wieder ins Zeitspiel (18., 8:7). Vorne tankte sich Tim Suton durch die Magdeburger Abwehr, zog eine Zeitstrafe für den SCM und riss die Fans erneut von den Sitzen. Im Tor blieb Urh Kastelic ein starker Rückhalt, parierte seinen zweiten Siebenmeter (insgesamt 6 Paraden, 46% Fangquote) und entschied auch das Duell mit Pettersson für sich.
Auch gegen die nun offensivere 6:0-Deckung des Meisters fand der TBV Lösungen: Hutecek traf zum 12:9 (21.). Doch der SCM blieb dran. Philipp Weber verwandelte als dritter Siebenmeterschütze gegen Kastelic und verkürzte auf 12:11 (24.), kurz darauf stellte Mertens den Ausgleich zum 12:12 her (25.). Obwohl das hohe Anfangstempo in den letzten Minuten der ersten Halbzeit etwas nachließ, blieb das Spiel intensiv und hochklassig. Der letzte Angriff des TBV blieb ohne Torerfolg, sodass die Lemgoer mit einem knappen 14:15-Rückstand in die Kabine gingen.
Zweite Halbzeit: TBV hält Begegnung bis zum Schluss offen
Mit dem Beginn der zweiten Halbzeit brachte TBV-Trainer Florian Kehrmann frischen Wind ins Tor und wechselte Möstl für Kastelic ein. Möstl fand sofort gut ins Spiel und setzte mit zwei starken Paraden ein Ausrufezeichen. Dennoch erwischte der SC Magdeburg den besseren Start nach der Pause: Zwei schnelle Treffer von Philipp Weber brachten den amtierenden Meister erstmals mit zwei Toren in Führung (18:20, 40.). Als der SCM in der Folge sogar mit drei Toren davonzuziehen drohte, übernahm TBV-Kapitän Tim Suton Verantwortung und hielt seine Mannschaft mit wichtigen Treffern zum 20:22 und 21:23 (46.) im Spiel. Doch die Magdeburger ließen sich nicht aus dem Konzept bringen und hielten ihren Vorsprung konstant. Nach einer sehenswerten Kombination zwischen Weber und Saugstrup stellte der SCM den alten Drei-Tore-Abstand wieder her (22:25, 49.), woraufhin Kehrmann zur Auszeit griff.
Die Ansprache zeigte Wirkung: Leve Carstensen fing in der Abwehr einen Ball ab, sprintete über das gesamte Feld und verkürzte mit einem energischen Abschluss auf 24:25 (50.). Jetzt war Lemgo am Drücker. Nach einer weiteren Parade von Möstl schickte dieser Carstensen auf die Reise, der sich trotz Bedrängnis durchsetzte und zum umjubelten 26:26-Ausgleich traf (54.). Doch der SC Magdeburg behielt auch in der Crunchtime die Nerven und fand immer wieder die passende Antwort. Zwei Minuten vor dem Ende stellte Felix Claar erneut auf 28:30 (58.).
Der TBV Lemgo Lippe kämpfte bis zur letzten Sekunde und kam durch Suton noch einmal auf 29:30 heran, doch der amtierende Meister ließ sich den knappen Vorsprung nicht mehr nehmen und siegte letztendlich knapp mit 29:31 (14:15). Trotz der Niederlage wurde der große Kampfgeist der Lemgoer von den 4.520 Fans in der ausverkauften Phoenix Contact-Arena mit lautstarken Sprechchören und stehenden Ovationen honoriert. Beste Lemgoer Werfer waren mit je sieben Treffern Tim Suton und Lukas Hutecek.
Ausblick: TBV erneut vor englischer Woche
Weiter geht es für den TBV erneut mit einer englischen Woche. Am Mittwoch reisen die Lipper zur MT Melsungen (4.6., 19 Uhr), ehe am nächsten Sonntag FRISCH AUF! Göppingen am letzten Spieltag zu Gast in der Phoenix Contact-Arena ist (8.6., 15 Uhr). Für das Spiel gegen Göppingen sind bislang knapp 4.100 Tickets verkauft. Da sich keine Gästefans angemeldet haben, gibt es in Block J noch zusammenhängende Sitzplätze.
Die Stimme zum Spiel von Florian Kehrmann: „Glückwunsch an den SC Magdeburg zum Sieg. Ich habe dieses enge Spiel heute erwartet. Meine Jungs performen zurzeit super und ich wusste, dass unsere Halle dieses Jahr wirklich eine Macht ist. In solchen Spielen entscheiden dann Kleinigkeiten. Magdeburg hat in den letzten Wochen eine unglaubliche Abgeklärtheit und machen das aktuell, egal in welcher Aufstellung, sehr gut. Ich kann meiner Mannschaft deshalb nur ein Kompliment machen. Sie haben es geschafft die Halle anzuzünden und in die Zweikämpfe zu kommen. Hinten raus fehlt uns dann vielleicht noch eine verrückte Torhüterparade oder ein Ball der glücklich reingeht. So hat es leider nicht ganz gereicht.
TBV Lemgo Lippe: Möstl (5 Paraden), Kastelic (6 Paraden); Hutecek (7), Theilinger, Zehnder (5/5), Brosch, Simak (1), Schagen (1), Carstensen L. (6), Suton (6), Versteijnen (1), Wagner (1), Faust, Herseklioglu, Petrovsky
SC Magdeburg: Hernandez (2), Portner (2 Paraden); Claar (7), Zechel, Kristjansson, Pettersson (1), Magnusson (3/1), Serradilla, Hornke, Weber (11/4), Lagergren (4), Mertens (1), Saugstrup (2), O’Sullivan (1), Damgaard, Bergendahl (1)
Pressemeldung: TBV