
Foto: TBV Lemgo Lippe
Da wirst du doch irre! Der TBV Lemgo Lippe gewinnt auch beim amtierenden Deutschen Meister aus Berlin und springt nach 14 Spieltagen auf Rang 4 der DAIKIN Handball-Bundesliga. Am Sonntagnachmittag bewies das Team von Florian Kehrmann in der Max-Schmeling-Halle große Nervenstärke und konnte am Ende einen verdienten 33:34 (14:16)-Auswärtssieg bejubeln – den ersten Sieg in der Hauptstadt seit über 15 Jahren.
Im Vergleich zur Vorwoche mussten die Lemgoer in Berlin krankheitsbedingt auf Torhüter Urh Kastelic verzichten. Für ihn rückte zum zweiten Mal in dieser Saison Linus Borreck in den Kader. Zudem rotierte Kehrmann auf Linksaußen, brachte Leve Carstensen anstelle von Samuel Zehnder.
Und dieser Carstensen machte in den ersten Minuten direkt auf sich aufmerksam, zeigte sich für die ersten drei Treffer der Lemgoer verantwortlich (6., 3:3). Beide Keeper präsentierten sich direkt auf Topniveau: Während Constantin Möstl stark gegen Tobias Gröndahl parierte, stand ihm Lasse Ludwig auf der Gegenseite in nichts nach und stoppte den frei durchgestarteten Hendrik Wagner erfolgreich. Probleme bereitete den Lemgoern in der Anfangsphase vor allem Lasse Andersson, der zu häufig frei zum Wurf kam und die Füchse Berlin mit seinem dritten Tor mit 6:5 (10.) in Front brachte. Die Lipper hatten vor dem Spiel angekündigt, sich nicht verstecken zu wollen – und ließen vor 8.201 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle Taten folgen.
Möstl parierte einen Siebenmeter von Tim Freihöfer stark (14., 6:6), während Suton auf der Gegenseite mit etwas Glück zur Zwei-Tore-Führung traf (19.). Zunehmend gereizt vom Rückstand zeigte sich Welthandballer Mathias Gidsel, der in der Folge immer mehr Verantwortung für das Berliner Spiel übernahm und mit einem weiteren Zaubertor auf 10:11 verkürzte (19.). Doch immer häufiger zeigten die Füchse nun auch Nerven im Abschluss. Während Andersson den Ball neben das Gehäuse setzte, machte es Carstensen auf der Gegenseite einmal mehr deutlich cooler und erhöhte sicher auf 13:16 (29.). Gröndahl verkürzte noch vor dem Pausenpfiff zum 14:16-Halbzeitstand
Zum Start des zweiten Abschnitts marschierten die TBV-Handballer unbeeindruckt weiter. So cool die Lemgoer waren, so nervös zeigte sich der Deutsche Meister: Matthias Langhoff sah nach einem Griff ins Gesicht von Hutecek zunächst völlig zurecht die Zweiminuten-Strafe – nach seiner Wiederkehr ebnete er mit einem Offensivfoul den Weg zur 19:22-Führung per Siebenmeter durch Zehnder (40.). Lemgo Lippe ging den Füchsen Berlin mit geduldigem Angriffsspiel weiter gehörig auf die Nerven. Unaufgeregt setzte Niels Versteijnen Tim Suton per Kempa in Szene, der sehenswert zur 22:25-Führung (44.) traf. Doch Berlin kämpfte sich mit Wut im Bauch zurück ins Spiel. Gidsel, der im zweiten Abschnitt zunächst lange blass blieb, setzte sich mit großer Entschlossenheit durch und gestaltete das Spiel nach 46 Minuten wieder offen (25:26).
Die Frage, ob der TBV dem hohen Tempo gegen den Champions League-Teilnehmer Tribut zollen muss, ließ sich schnell und einfach mit „Nein!“ beantworten. Vor allem einer schien sich noch genügend Körner für eine irre Schlussphase aufgehoben zu haben: Hendrik Wagner. Mit zwei Treffern in Serie brachte er die Lipper zurück auf die Siegesstraße (53., 28:30). Als Möstl dann auch noch einen zweiten Siebenmeter von Freihöfer entschärfte (55., 29:31), verpasste der TBV den frühzeitigen Knockout. Stattdessen verkürzte Langhoff per Dreher zum 30:31 (57.), Freihöfer traf Sekunden später erneut zum 31:31-Unentschieden. Doch jeweils einen Geniestreich hatten Möstl und Wagner noch in petto.
Beim Stand von 31:32 packte der österreichische Nationaltorhüter eine weitere starke Parade gegen Gröndahl aus. Nach einem Ballgewinn der Füchse blieb schließlich der Lemgoer Rückraumspieler hellwach, stibitzte sich denn Ball postwendend zurück und erhöhte auf 31:33 (59.). Auch beim letzten Lemgoer Angriff behielt er die Nerven und traf sicher gegen die nun offensiv verteidigenden Berliner zum 32:24 (60.) – und krönte sich mit acht Treffern zum besten Lemgoer Torschützen des Spiels.
Tabellarisch springen die Lemgoer dank des Sieges mit nun 21:7-Punkten auf Rang 4. Am kommenden Donnerstag (4.12., 19 Uhr) ruft bereits das nächste Spitzenspiel: In der heimischen Phoenix Contact-Arena empfängt der TBV den aktuellen Zweiten der DAKIN HBL, die SG Flensburg-Handewitt. Für die Begegnung gibt es aktuell noch rund 50 Stehplatzkarten, ehe auch dieses Kracherspiel ausverkauft ist. Stehplatzkarten sind weiterhin online und an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich.
Die Stimme zum Spiel von Florian Kehrmann: „Ich bin jetzt schon etwas länger Trainer in Lemgo und freue mich sehr, dass ich heute zum ersten Mal hier in Berlin gewinnen durfte. Das macht mich wirklich stolz, die Jungs haben das heute unglaublich gut gemacht. Wir hatten den Vorteil, dass wir immer wieder wechseln und so neue Reize setzen konnten. Im Spiel mit vier Rückraumspielern haben wir verschiedene Auftakthandlungen gewählt, um Berlin immer wieder anders anzugreifen. Dadurch haben wir einen sehr guten Angriff gespielt. Bis auf eine Phase in der ersten Halbzeit ist es uns zudem gelungen, Berlin kaum ins Tempospiel kommen zu lassen, und das war hinten raus ein entscheidender Faktor.
In der zweiten Halbzeit hatten wir meist die Kontrolle über das Spiel. Wir waren in der Regel ein bis zwei Tore vorne, haben es aber in der Phase zwischen der 40. und 55. Minute nicht geschafft, den Zugriff in der Abwehr wieder richtig zu bekommen. In dieser Zeit mussten wir im Angriff immer wieder nachlegen, damit Berlin nicht noch einmal komplett herankommt. Berlin hat da noch einmal richtig Druck gemacht. Bei Unentschieden kann so ein Spiel hier beim deutschen Meister natürlich jederzeit kippen. Insgesamt ist es ein verdienter Sieg, auch wenn solche Spiele immer in alle Richtungen laufen können.
Wir nehmen die beiden Punkte sehr gerne mit, wissen aber auch, dass das für uns ein guter Zeitpunkt war. Wir konnten uns lange auf das Spiel vorbereiten, während Berlin aus einem intensiven Champions League-Spiel gegen Veszprém kommt. Trotzdem musst du diese Leistung erst einmal so auf die Platte bringen, und darauf bin ich heute wirklich sehr stolz.“
Füchse Berlin – TBV Lemgo Lippe 33:34 (14:16)
Tore für die Füchse Berlin: Ludwig (12 P.), Joppich; Darj, Andersson 6, Arino, Gröndahl 4, Gidsel 8, Freihöfer 5/1, Cehte, Pichiri, Langhoff 5, West av Teigum 2, Günther, Marsenic 3
Tore für den TBV Lemgo Lippe: Möstl (12 P.), Borreck; Hutecek 4, Theilinger, Zehnder 1, Mudrow, Simak, Schagen 2, Carstensen 6, Nyfjäll 1, Suton 6, Willecke 2, Versteijnen 4, Wagner 8, Faust
Pressemeldung: TBV














