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Die vier Jahreszeiten

von | Mai 9, 2025 | Events & Kultur

Gemeinsam stark für Bandels Erbe – Die ‚Vier Jahreszeiten‘ finden ihren Platz im Museum (v.l.n.r. Jörg Düning-Gast, Verbandsvorsteher des Landesverbandes Lippe; Günter Weigel, Geschäftsführer der Lippe Tourismus & Marketing GmbH; Dr. Michael Zelle, Museumsdirektor; Cornelia Müller-Hisje und Carl-Heinz Helwig, Kulturvermittler) / Foto: Lippisches Landesmuseum

Skulpturen von Ernst von Bandel bereichern das Lippische Landesmuseum Detmold

Das Lippische Landesmuseum Detmold freut sich über einen außergewöhnlichen Neuzugang: Die Marmor-Skulpturengruppe Die vier Jahreszeiten, geschaffen von Ernst von Bandel – dem Erbauer des Hermannsdenkmals – hat ihren Weg in die Sammlung gefunden.

Bandel war nicht nur der Mann hinter dem berühmten Monument, sondern ein ausgebildeter Bildhauer mit einer Leidenschaft für klassizistische Formen. Neben Aufträgen für das Leineschloss in Hannover oder die Universitätsaula in Göttingen schuf er auch freie Werke – wie diese Skulpturengruppe. Die Vier Jahreszeiten entstanden ab 1843 aus eigenem Antrieb, mit Blick auf den Geschmack wohlhabender Käuferinnen und Käufer seiner Zeit. Frühling, Sommer, Herbst und Winter treten hier als detailreiche Kindergestalten auf – sogenannte Putten, ein beliebtes Motiv seit Renaissance und Barock.

Besonders charmant: Für Frühling und Sommer standen Bandels eigene Kinder Angelika und Armin Modell. Der Frühling trägt eine Blumengirlande, der Sommer einen Strohhut mit Sichel und Ähren, der Herbst hebt Weintrauben, und der Winter zeigt sich mit geschlossenen Augen, verhülltem Haupt und einem Kranz aus Efeu. Dass die Marmorgruppe mehr ist als nur Dekoration, zeigt auch die Begeisterung von Carl-Heinz Helwig, der gemeinsam mit Cornelia Müller-Hisje auf das Werk gestoßen ist:

„Was mich an Ernst von Bandel beeindruckt, ist sein unermüdlicher Einsatz – ein Leben lang arbeitete er für seine Sache. Gerade bei Thusnelda und den Vier Jahreszeiten spürt man, wie sehr er sich von der Idee leiten ließ, dass Kunst bereits im Material verborgen liegt. Michelangelo sagte einst: Selbst der größte Künstler hat keine Idee, die nicht schon in einem Marmorblock enthalten wäre – aber nur eine Hand, die dem Geist gehorcht, kann sie entdecken. Dieser Gedanke hat Bandel wohl tief inspiriert.“ Ein schönes Detail: Bandels in Detmold geborene Kinder erhielten symbolträchtige Namen – Angelika Thusnelda und Hans Armin – eine Hommage an die historischen Figuren, die auch sein künstlerisches Werk prägten.

Bandel modellierte die Figuren zunächst in Deutschland, reiste dann nach Italien, um in Carrara geeigneten Marmor zu finden – was sich als schwieriger erwies als gedacht. Mehrfach musste er neu ansetzen, bis die Gruppe 1854 schließlich vollendet war. Ein Verkauf auf der hannoverschen Kunstausstellung blieb jedoch aus. Die Skulpturen blieben in Familienbesitz, gelangten über mehrere Stationen bis 1945 nach Dresden und wurden nach der Wiedervereinigung schließlich in den Kunsthandel gegeben. Bei Recherchen zum Leben und Werk von Ernst von Bandel stießen die Kulturvermittler Müller-Hisje und Helwig auf die Skulpturengruppe.

„Nach vielen vergeblichen Versuchen die Dresdner Skulpturensammlung zu erreichen, kam schließlich die Nachricht: Die Figuren seien dort gewesen, aber an einen Antiquitätenhändler übergeben worden. Uns rutschte das Herz in die Hose. Doch wir riefen beim Händler sofort an – und tatsächlich: Die Gruppe war noch da!“, erinnert sich Cornelia Müller-Hisje. Was auf den ersten Blick wie ein dramatischer Kunstkrimi wirkt, hat jedoch einen nüchternen Hintergrund: Nach der Wiedervereinigung war die Dresdner Skulpturensammlung verpflichtet, die vier Stücke an die ehemaligen Eigentümer zu restituieren. Diese entschieden sich für einen Verkauf über den Kunsthandel. Dort standen die Skulpturen längere Zeit, ehe sie durch das Engagement der beiden Gästeführer wiederentdeckt wurden.

„Da war für uns klar: Wir müssen Dr. Michael Zelle vom Lippischen Landesmuseum informieren.“ „Für unser Museum ein ausgesprochener Glücksfall“, findet Dr. Michael Zelle, Leiter des Lippischen Landesmuseums – denn: „Verglichen mit anderen Künstlern ist das künstlerische Werk von Bandel nicht so umfangreich. Die vier Skulpturen bilden aber eine wichtige Sammlungsergänzung, da wir einen Sammlungsschwerpunkt zu Ernst von Bandel und dem Hermannsdenkmal setzen.“ Für Müller-Hisje und Helwig war es auch eine späte Wiedergutmachung. Denn nach Bandels Tod 1876 hatte Detmold die Chance verpasst, den Nachlass des Künstlers zu übernehmen – man hätte allerdings ein Museum dafür bauen müssen.

„Dass dieses charmante Ensemble jetzt Teil der Sammlung ist, verdanken wir Dr. Zelle und seinem Engagement. Jetzt können wir im Museum eine neue Geschichte über Ernst von Bandel erzählen – jenseits des Hermannsdenkmals.“ Mit Unterstützung der Lippe Tourismus & Marketing GmbH konnten die Kunstwerke schließlich für das Lippische Landesmuseum erworben werden. „Als Dr. Zelle von der Möglichkeit des Ankaufes berichtete, war mir klar, dass diese einmalige Chance nicht noch einmal wiederkommt und genutzt werden muss. Die Umsetzung ist dann in Zusammenarbeit mit Herrn Düning- Gast gelungen“, erläutert Günter Weigel, Geschäftsführer der Lippe Tourismus & Marketing GmbH.

„Das Leben von Ernst von Bandel ist mit Detmold eng verknüpft, weil er viele Jahre seines Lebens hier verbracht und mit viel Leidenschaft um den Bau des Hermannsdenkmals gekämpft hat. Sein künstlerisches Werk umfasst aber eine große Bandbreite von Kunstformen und verschiedenen Materialien. Deshalb ist es besonders schön, dass die Gruppe nun hier in Detmold gezeigt werden kann und eine weitere großartige Facette im Werk von Ernst von Bandel zeigt, die vielen Menschen bisher noch nicht so geläufig war“, freut sich Jörg Düning-Gast, Verbandsvorsteher des Landesverbandes Lippe, über den Neuzugang. Damit ist das Werk nicht nur gerettet, sondern kehrt auch thematisch zurück nach Lippe – als wertvolle Ergänzung zur Sammlung rund um Bandel und das Hermannsdenkmal. Ab sofort in der Sammlung zu sehen: ein Stück klassizistische Kunstgeschichte mit regionaler Seele.

Das Denkmal und sein Schöpfer- 150 Jahre Hermannsdenkmal und 225 Jahre Ernst von Bandel

Am Sonntag, dem 18. Mai 2025, richtet das Lippische Landesmuseum Detmold den Blick auf zwei bedeutende Jubiläen: das Hermannsdenkmal wird 150 Jahre alt, sein Schöpfer Ernst von Bandel wäre 225 Jahre alt geworden. Den Auftakt macht um 15 Uhr die Sonderführung „Mythos Varusschlacht & das Hermannsdenkmal“ mit Carl-Heinz Helwig. Sie geht der spannenden Frage nach, wie aus dem historischen Arminius im 19. Jahrhundert die Symbolfigur Hermann wurde und welche künstlerischen wie politischen Ideen das Denkmal prägten.

Um 16.30 Uhr folgt der Bildervortrag „225 Jahre Ernst von Bandel – Mehr als nur das Hermannsdenkmal!“, der Leben, Ideale und weitere Werke des Bildhauers in den Mittelpunkt rückt. Der Eintritt ins Museum und die Teilnahme an beiden Veranstaltungen sind anlässlich des Internationalen Museumstages kostenlos. Eine Anmeldung wird empfohlen: Tel. 05231 9925 0 oder per E-Mail an shop@lippisches-landesmuseum.de

Pressemeldung: Lippischen Landesmuseum

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