Anzeigen

DIHK-Blitzumfrage zur Zolleinigung EU / USA

von | Aug. 6, 2025 | Wirtschaft

„Deal“ belastet deutsche Firmen

Die aktuelle US-Handelspolitik und der jüngste „Zoll-Deal“ zwischen EU und USA beeinflussen die Geschäfte der deutschen Exportwirtschaft und deren Zulieferer negativ. Das zeigt eine aktuelle Blitzumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), an der sich bundesweit knapp 3.500 Unternehmen beteiligt haben, darunter auch 32 Firmen aus Lippe. Demnach rechnen 56 Prozent der antwortenden lippischen Unternehmen mit leichten bis erheblichen Belastungen für ihr Geschäft. Die Zahlen auf Bundesebene sind ähnlich hoch. Noch mehr Unternehmen, nämlich 63 Prozent (Bund 72 Prozent), leiden schon länger unter der restriktiven und vor allem unwägbaren Zollpolitik der USA.

Laut Einigung sollen die neuen Zollsätze von 15 Prozent auf die meisten EU-Einfuhren in die USA ab 7. August in Kraft treten – wenn es denn so kommt. Umgekehrt verzichtet die EU – zunächst – auf Gegenmaßnahmen bzw. sogar auf Einfuhrzölle für US-Waren. „Das ist ein sehr einseitiger Deal, der zu Lasten der EU und vor allem des EU-Mittelstandes geht“, kommentiert Andreas Henkel, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Lippe, die Situation. Das sehen auch die Firmen in Lippe so. Über 53 Prozent wünschen sich deshalb von der EU eine härtere Gangart gegenüber der US-Führung – selbst auf die Gefahr hin, dass weitere Gegenmaßnahmen die eigenen Geschäfte noch mehr belasten. Demgegenüber sind 20 Prozent der Meinung, dass die aktuelle Einigung besser sei als keine, weil sie eine Eskalation vermeide.

Die höheren US-Zölle sind aber nur ein Problem von mehreren für die deutschen Unternehmen. Achtzig Prozent der Firmen stört die dauerhafte handelspolitische Unsicherheit bzw. die Sorge vor ständig neuen, geänderten Zöllen. Außerdem verursachen die seit sechs Monaten andauernden Kapriolen Schwankungen beim Euro-Dollar-Wechselkurs und höhere (Bürokratie-)Kosten. „Was da seit einem halben Jahr passiert, macht für Unternehmen mit US-Geschäft eine seriöse Planung und Preiskalkulation unmöglich“, bewertet Andreas Henkel die Lage.

Die erhöhten Zollkosten werden teils an die US-Kundschaft weitergegeben. Komplett klappt das aber nur in jedem fünften Fall. Der Rest der deutschen Unternehmen teilt sich die Mehrkosten mit den amerikanischen Partnern oder bleibt sogar selbst darauf sitzen. In vielen Fällen verteuern sich jedenfalls deutsche Produkte bei der Einfuhr in die USA. Das geht zu Lasten der Wettbewerbsfähigkeit auf dem US-Markt – mit entsprechenden Konsequenzen. Bereits für die Hälfte der befragten Firmen mit US-Geschäft hat sich der Handel in letzter Zeit reduziert.

Um die Ausfälle und Unsicherheit im US-Geschäft zu kompensieren, suchen deutsche Unternehmen aktuell nach alternativen Märkten. Drei von vier Betrieben nehmen dabei den EU-Binnenmarkt in den Fokus. Gut ein Drittel peilt die EFTA-Staaten an (u. a. Großbritannien, Schweiz) bzw. den Asien-Pazifik-Raum.

Für Andreas Henkel hat die neue, aggressive US-Handelspolitik eines klar aufgezeigt: die Ohnmacht der Europäischen Union. „Die EU muss aus einer Position der Schwäche schnell zu Einigkeit und Stärke finden. Insbesondere für den wichtigen transatlantischen Handel müssen wir wieder ein Partner auf Augenhöhe werden.“ Ebenso unverzichtbar für die IHK Lippe: Die deutsche und die EU-Politik müsse alles tun, um die Wirtschaft zu entlasten und wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen herzustellen.

Pressemeldung und Foto: IHK

Anzeigen
Anzeigen
Anzeigen
Anzeigen
Anzeigen