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DIHK-Studie fordert Kurswechsel bei der Energiewende

von | Sep. 6, 2025 | Wirtschaft

Die Fortsetzung der bisherigen Energiewende-Politik kostet Deutschland bis zu 5,4 Billionen Euro und wäre damit eine fundamentale Bedrohung für den Standort Deutschland. Das hat eine aktuelle Studie der Wirtschaftsberatung Frontier Economics im Auftrag der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) ergeben. Damit die Energiewende erfolgreich wird, müsse die Politik jetzt umsteuern. Mit den richtigen Maßnahmen seien Einsparungen von mehr als einer Billion Euro bis 2050 möglich.

Der Standort Deutschland verliert seine Wettbewerbsfähigkeit

„Die Transformation des Energiesystems ist wichtig und ein zentraler Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität. Mit den aktuellen Konzepten der Politik ist sie aber nicht zu stemmen“, fasst Svenja Jochens, Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK Lippe), die Ergebnisse der Expertenstudie zusammen. Aufgrund der international bereits jetzt nicht mehr wettbewerbsfähigen Energiekosten verlagern vor allem energieintensive Unternehmen ihre Produktion und damit Arbeitsplätze verstärkt ins Ausland, ergänzt Matthias Carl, Geschäftsführer der IHK Lippe, und mahnt: „Die Weichen der Energiepolitik müssen jetzt neu gestellt werden, sonst ist der Industriestandort Deutschland insgesamt in Gefahr.“ Die IHK Lippe fordert deshalb ein radikales Umdenken in der Energiepolitik – hin zu mehr Wettbewerb, Technologieoffenheit und Flexibilität. Die Vorschläge der „Plan B“-Studie tragen wesentlich dazu bei, die Belastungen durch die Energiewende in Deutschland zu reduzieren und die Ziele des globalen Klimaschutzes nicht aus den Augen zu verlieren.

Energiesystemkosten erhöhen die Preise

In den letzten Jahren sind die Kosten für das Energiesystem – darunter Investitionen in die heimische Energieerzeugung und Energienetze, laufende Kosten für den Betrieb von Netzen und Kraftwerken sowie Ausgaben für Energieimporte – deutlich gestiegen und werden in Zukunft weiter dramatisch steigen. Die aktuelle Studie schätzt diese Kosten auf 4,8 bis 5,4 Billionen Euro für den Zeitraum 2025 bis 2049. Davon entfallen 2,0 bis 2,3 Billionen Euro auf Energieimporte, 1,2 Billionen Euro auf Netzkosten (Investitionen und Betriebskosten), 1,1 bis 1,5 Billionen Euro auf Investitionen in die Energieerzeugung und rund 500 Milliarden Euro auf den Betrieb von Erzeugungsanlagen.

Denkanstöße für eine kosteneffizientere Energiewende

Mit den vorgeschlagenen Strategien der Studie ließen sich bis 2050 zwischen 530 und 910 Milliarden Euro einsparen. Durch eine neue politische Weichenstellung könnten somit 11 bis 17 Prozent der geschätzten Gesamtkosten der Energiewende vermieden werden. Weitere 80 bis 220 Milliarden Euro Einsparpotenzial könnte allein eine Verschiebung des Ziels der Klimaneutralität um beispielsweise zwei Jahre bewirken. Würde man künftig auch internationale Kooperationen bestmöglich nutzen, ergäben sich insgesamt Einsparmöglichkeiten von potenziell weit über einer Billion Euro bis 2050. Zentrales Instrument in dem von der Studie vorgeschlagenen Modell ist eine Ausweitung und bürokratiearme Gestaltung des CO-Zertifikatehandels. Die Klimaziele für Deutschland sollten dabei regelmäßig an die Fortschritte anderer bedeutender Industriestaaten beim Klimaschutz angepasst werden, um Wettbewerbsnachteile durch nationale Alleingänge zu vermeiden. Zudem sollte auf zu kleinteilige Regulierungen und unnötige Bürokratie verzichtet sowie der Wettbewerb zwischen den Technologien für erneuerbare Energieanlagen verstärkt werden.

Ein besserer Weg zum Ziel

Mit einer übergreifenden Netzplanung, dem Auslaufen der Erneuerbaren-Förderung für bereits wirtschaftliche Anlagen und einem effizienteren Energiemix, der technologieoffen auch den Einsatz von Biomethan, „blauem“ Wasserstoff oder mit dekarbonisiertem Erdgas berücksichtigt, wäre aus Sicht der Studienautoren ein weiterer wichtiger Schritt getan. Zudem sollte der Bau neuer Gaskraftwerke nicht über staatliche Förderung, sondern über marktwirtschaftliche Anreize wie eine Absicherungspflicht für Stromversorger gesteuert werden.

IHK Lippe fordert eine Diskussion ohne Scheuklappen

Die Studie von Frontier Economics skizziert in Teilen einen radikalen Kurswechsel in der Energiepolitik. „Wir müssen gesamtgesellschaftlich ohne Scheuklappen darüber sprechen, was sinnvoll ist und wie die Energiewende umgestaltet werden muss, damit sie erfolgreich ist“, fordert Svenja Jochens. „Damit die Energiewende ein Erfolg und ein internationales Vorbild wird, muss sie flexibler und einfacher werden. Durch Technologieoffenheit können wir die Kosten reduzieren, Raum für Innovationen schaffen und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Standorts Deutschland erhalten.“

Weitere Informationen:

DIHK stellt Plan B-Studie für Energiewende vor: https://www.ihk.de/lippe-detmold/hauptnavigation/beraten-und-informieren/energie/aktuelles/plan-b-energiewende-6720066

Pressemeldung: IHK

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