Ein Sommer ohne Grabungen mit den Partnern von der Cardiff University? Das können sich die Kolleginnen und Kollegen im Lippischen Landesmuseum gar nicht mehr vorstellen. Seit 2017 läuft das internationale Projekt zur archäologischen Untersuchung prähistorischer Wallburgen in Lippe, und auch 2024 haben Archäologinnen und Archäologen sowie Studentinnen und Studenten aus Wales, den USA und Norwegen wieder ihr Quartier in der Burg Sternberg bezogen, um täglich zu graben. Im Mittelpunkt steht die Anlage auf dem Piepenkopf. Ziel ist es, Aufbau, Infrastruktur und Bedeutung der Wallburgen für die eisenzeitlichen Menschen (etwa 3.-1. Jahrhundert v.Chr.) im heutigen Lippe zu entschlüsseln.
„Bei den Arbeiten legen wir Strukturen unterhalb des steinernen Tores der Wallburg, die möglicherweise Teil einer früheren Bauphase sind, frei und erfassen auf zwei Flächen auch Bereiche der Innenbebauung“, erläutert Dr. Elke Treude, Bodendenkmalpflegerin des Kreises Lippe und stellv. Leiterin des Lippischen Landesmuseums. Größere Mengen an Keramikfunden zeugen vom eisenzeitlichen Alltag innerhalb der Wallanlage, doch auch eine 25-30 cm hohe Schicht schwarzer Holzkohle hat es den Forschern angetan: „Sie deutet darauf hin, dass die Wallburg vermutlich gegen 250 v.Chr. abgebrannt wurde. Solche Spuren mit ähnlicher zeitlicher Datierung finden wir auch in anderen Wallburgen in Lippe, z. B. auf dem Tönsberg oder auf der Herlingsburg“, sagt Archäologe Ian Dennis von der Cardiff University. „Wir wollen natürlich herausfinden, warum die Wallbur-gen offenbar nahezu zeitgleich abgebrannt und aufgegeben wurden.“
Die Cardiff University nutzt das Ausgrabungsprojekt für die Ausbildung ihrer Studentinnen und Studenten, die im Rahmen ihres Studiums das Grabungshandwerk erlernen. Das Lippische Landesmuseum und die Universität freuen sich, dass dieses Projekt nun schon viele Jahre läuft: „Archäologische Forschung ist grundsätzlich ein internationales Anliegen und fördert Freundschaften über Grenzen hinweg“, ist Treude überzeugt. „Die Kooperation gibt dem Lippischen Landesmuseum die Möglichkeit, im Rahmen unseres Forschungsschwerpunktes zur vorrömischen Eisenzeit wichtige Fragen zu klären. Außerdem droht durch Umwelteinflüsse und Raubgräberei die undokumentierte Zerstörung archäologischer Stätten in Lippe. Grabungen wie hier am Piepenkopf können historisch-archäologische Informationen sichern.“
Auch für den Landesverband Lippe hat das Forschungsprojekt große Bedeutung: „Die lippischen Wallburgen sind im Kontext anderer Wallburgen z. B. in Frankreich, Italien oder Großbritannien ein interessantes Forschungsgebiet, aus dem wir viel über die europäische Geschichte lernen können, aber auch über unsere eigene, spezifisch lippische“, betont Arne Brand, Allg. Vertreter des Verbandsvorstehers. „Wir unterstützen unser Lippisches Landesmuseum deshalb gern bei diesem Projekt und stellen dem Team aus Cardiff die Unterburg der Burg Sternberg kostenfrei als Quartier zur Verfügung.“
Als weiteren, wichtigen Aspekt bietet die Grabung die Möglichkeit, die Arbeit des Lippischen Landesmuseums den Lipperinnen und Lippern vorzustellen: „Wie vergangenes Jahr auch, laden wir zum Tag der offenen Grabung am kommenden Sonntag, 4. August 2024 ein. Von 10 bis 15 Uhr erläutert das gesamte Forschungsteam die Grabungsfelder sowie die Ergebnisse und steht für Fragen bereit.“ Ein Shuttle-Service kann auf Nachfrage ab der Einfahrt zur Maibolte angeboten werden, unter Tel. 0175 – 61 81 014.
Pressemitteilung des Landesverbandes Lippe / Lippischen Landesmuseums