
Noch wird intensiv geprobt: Dirigent und Chorleiter Prof. Florian Ludwig gibt deutliche Zeichen auf dem Weg zur Aufführung von Verdis „Messa da Requiem“. Foto: Eva Maria Richter
Es gibt Momente, die ziehen einem den Boden unter den Füßen weg. Selbst dann, wenn man weiß, dass sie einen erwarten. Da sind diese unerbittlich ins Bodenlose stürzende Schreie. Diese hämmernden musikalischen Sprengschläge, die ein tönendes, sich in die Gehörgänge fressendes Schreckensszenario von Höllenqualen und ewiger Verdammnis entfesseln: „Dies irae! Dies illa!“ Wie bei einem apokalyptischen Ritt auf erbebendem Grund steuern Chor und Orchester gnadenlos auf den dramatischen Höhepunkt eines der eindringlichsten und monumentalsten sinfonischen Chorwerke hin: Giuseppe Verdis „Messa da Requiem“.
Zwischen Schrecken und Hoffnung
Dieser klanglichen Supernova nimmt sich nun der Oratorienchor Detmold an. Einer Komposition, in der jedoch nicht nur das Laute den Hörer in seinen Bann zieht. Die Tonsprache der zärtlichen Jenseitsvisionen, des anrührenden Sologesangs und der fein ziselierten Chorfugen nimmt nicht minder gefangen. Immer wieder hält eine unerhört schöne, samtige Traurigkeit Einzug und zeichnet das Schwanken der menschlichen Seele zwischen Hoffen und Bangen nach. In Töne gesetztes Stammeln. Seufzen. Schluchzen. Hier ertönen die Trompeten des Jüngsten Gerichts von allen Seiten, dort fleht der Chor flüsternd um Erlösung. Ein Hin und Her zwischen atemlosem Pianissimo und ekstatischem Fortissimo – bis es am Ende heißt: „Libera me, Domine, de morte aeterna“ („Befreie mich, Herr, vom ewigen Tode …“). Kein erlösendes Heilsversprechen beschließt das Werk. Kein beseligendes Amen. Verdis Requiem endet leise, resigniert, zweifelnd und wirft seine Hörer mit einer flehentlichen, innig-verzweifelten Bitte um Vergebung auf sich selbst zurück.
Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin?
So ist die Totenmesse vieles zugleich: Drama des Jüngsten Gerichtes, aber auch musikalisches Gebet und bildreiche Vision des Jenseits. Verdis Requiem ist geistliche Musik, der gerne ein „Operntouch“ nachgesagt wird, die aber zuvorderst eine zutiefst ernsthafte und sensible Auseinandersetzung mit Tod und Auferstehung, mit Schuld, Furcht, Glaubensgewissheit und – möglicher – Erlösung ist. Ein Werk mit einer Bandbreite an sensibel ineinander gewobenen musikalischen Emotionen, das die Auseinandersetzung mit den großen Fragen menschlichen Daseins in den Fokus stellt, ohne jedoch die Verzweiflung angesichts des Todes abstreifen zu können. Es ist eine Messe in Erinnerung an die Toten, aber vor allem eine Messe für die Lebenden. Eine Komposition, mit der Verdi an die Geheimnisse menschlicher Existenz rührt, Trauer und Ängsten eine ausdrucksvolle und mächtige Stimme gibt. Trost indes bietet er nicht. Und dennoch: Trotz aller bedrohlichen Dunkelheit ist die „Messa da Requiem“ ein Werk der Hoffnung.
Zu hören sein wird die hochemotionale Musik am Sonntag, 9. März, um 18 Uhr im Konzerthaus Detmold. Die solistischen Partien gestalten Sarah-Jane Brandon (Sopran), Sofia Pavone (Mezzosopran), Xavier Moreno (Tenor), llkka Vihavainen (Bass). Die große, werkbestimmende Chorpartie übernimmt der Oratorienchor Detmold. Den orchestralen Part steuert die Nordwestdeutsche Philharmonie bei. Die Künstlerische Gesamtleitung liegt in den Händen von Florian Ludwig.
Eintrittskarten für das Konzert in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik Detmold kosten je nach Sitzplatzkategorie 32 Euro, 27 Euro oder 22 Euro. Schüler und Studierende bezahlen 16 Euro, 13,50 Euro oder 11 Euro. Erhältlich sind sie in der Tourist-Information Detmold, in den VVK-Stellen von Reservix sowie im Online-Ticketshop der HfM: www.hochschule-detmold.reservix.de. (kh)
Pressemeldung: Oratorienchor Detmold