
(von links): Daniela Westhoff; Anke Schneiger; Berufsberaterin Eleonora Jonjic, Kita-Leiterin Nina Voigt (Foto: Tanja Liebke, Agentur für Arbeit Detmold)
Als Jahrgangsbeste hat Anke Schneiger 2003 ihren Abschluss als staatlich anerkannte Ergotherapeutin gemacht, jedoch nie in ihrem erlernten Beruf gearbeitet. Immer schon handwerklich begabt, stieg sie in den Familienbetrieb ihrer Schwiegereltern ein, in eine Druckerei. „Schon bald war ich im Umgang mit den verschiedenen Maschinen in der Weiterverarbeitung so geübt, dass ich in der Lage war, auf Fachkräfteniveau zu arbeiten“, erinnert sich die heute 45-Jährige, die inzwischen als pädagogische Fachkraft in einer Kita beschäftigt ist. Doch wie kam es zu diesem beruflichen Wandel?
Der Familienbetrieb wurde eingestellt, und auf der Suche nach einer neuen beruflichen Orientierung las Anke Schneiger wiederholt in der lokalen Zeitung, dass Eleonora Jonjic, Berufsberaterin für Erwachsene, offene Sprechstunden zu diesem Beratungsthema anbot. Jonjic: „Die Berufsberatung für Erwachsene ist ein gemeinsames Angebot der Agenturen für Arbeit in Ostwestfalen-Lippe. Es richtet sich vor allem an Beschäftigte und Wiedereinsteigende, die sich beruflich neu- oder umorientieren möchten.“ Und so kam es zu einem Erstkontakt von Anke Schneiger und Eleonora Jonjic bei einer Sprechstunde in der Detmolder Stadtbibliothek.
Es ging darum, eine neue Beschäftigungsmöglichkeit für die in Klüt wohnende Lipperin zu finden. Erste Überlegungen gingen naturgemäß in Richtung Handwerk, allerdings in einem anderen Bereich als dem Druckereiwesen. Schneiger: „Von einem Familienbetrieb in ein einstiges Konkurrenzunternehmen zu wechseln, war für mich nie eine Option.“ Die Lösung schien ein Quereinstieg andernorts zu sein, etwa in einem Unternehmen für Hörgeräteakustik. „Ich hatte mich auf mehrere Stellen beworben, die explizit auch für Quereinsteiger ausgeschrieben waren, allerdings ohne Erfolg“, so die Detmolderin, die für sich zu dem Schluss kam: „In der Theorie ist ein Quereinstieg oft von Unternehmen gewünscht, in der Praxis aber anscheinend nicht möglich!“
Die zündende Idee hatte Berufsberaterin Jonjic schließlich aufgrund einer neuen Personalverordnung: Wegen des Fachkräftebedarfs im pädagogischen Bereich ist nunmehr auch ein Quereinstieg unter gewissen Voraussetzungen möglich. Als gelernte Ergotherapeutin brachte Anke Schneiger diese Voraussetzung mit, und nach einer zweitägigen Hospitation in der Evangelischen Kindertagessstätte Arche Noah in Bad Salzuflen-Wüsten war für sie klar: „Das ist mein neuer beruflicher Weg!“
Anke Schneiger hatte sich bei der Fürstin-Pauline-Stiftung (FPS), die unter anderem der Träger der Ev. Kindertagesstätte Arche Noah ist, beworben, „und direkt als ich die Bewerbung auf dem Tisch hatte, habe ich Frau Schneiger angerufen“, erinnert sich Daniela Westhoff, FPS-Fachbereichsleiterin für die Kindertagesstätten. Dann ging alles ganz schnell: Nina Voigt, Einrichtungsleiterin der Arche Noah, und ihre zehnköpfiges Team, begrüßten im Mai diesen Jahres Anke Schneiger als neue pädagogische Fachkraft. Das Einzige, was jetzt noch formal zu erledigen ist, ist eine 160-stündige Qualifizierung bei der von Laer Stiftung in Bielefeld. Westhoff erläutert: „Das ist ein Zertifikatskurs für Quereinsteigende, um vorhandene Fachexpertise zu erweitern.“
Die Lipperin hat mit der Qualifizierung bereits begonnen, und ist äußert dankbar, dass Voigt diese Zertifizierung fachlich intensiv begleitet. Denn ganz so einfach ist ein Quereinstieg freilich nicht. Schneiger erinnert sich an ihr erstes Treffen mit der Bereichsleiterin: Frau Westhoff meinte, ein Quereinstieg erfordere schon eine gute Portion Mut von beiden Seiten. „Und dieser Satz ist mir sehr im Gedächtnis geblie-ben, weil es einfach wahr ist. Der Arbeitgeber muss mitsamt seinem Kollegium bereit sein, jemand Neues zu unterstützen, aber der Quereinsteiger muss auch den Mut aufbringen, sich einer völlig unbekannten Herausforderung zu stellen und sprichwörtlich ins kalte Wasser zu springen“, so die 45-Jährige, die den Sommer gerne in ihrem Bauerngarten verbringt und im Winter ihrer Puzzle-Leidenschaft nachgeht. Ihr ist es wichtig hervorzuheben, wie positiv sie von ihren neuen Kolleginnen in das Team aufgenommen wurde. Anke Schneiger: „Ich werde in allen Belangen voll und ganz unterstützt.“
Die Berufs- und Arbeitswelt unterliegt ständigen Veränderungen. Individuelle Gründe für eine Auseinandersetzung mit diesem Thema können vielfältig sein. Manchmal ist es der Wunsch nach beruflicher Veränderung und Weiterentwicklung oder das Interesse, einen noch fehlenden Berufsabschluss nachzuholen. In anderen Fällen ist es ein notwendiger Schritt sich über Alternativen zu informieren, weil sich das bisherige Berufsbild stark verändert hat oder ein Wiedereinstieg nach einer längeren Pause geplant wird. Erwachsene, die hierzu eine Beratung wünschen, melden sich online an unter https://web.arbeitsagentur.de/portal/terminvereinbarung/pc/agenturen/anliegenauswahl.
Pressemeldung Agentur für Arbeit Detmold