
Beim Girls‘ Day und Boys‘ Day an der TH OWL konnten Mädchen in die Rolle einer Raumfahrtingenieurin schlüpfen, selber Wasserraketen bauen und diese auf der Campuswiese in die Höhe schnellen lassen. Foto: TH OWL
Mehr als 130 Schüler:innen haben ihren diesjährigen Girls‘ Day beziehungsweise Boys‘ Day an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) verbracht – an den Standorten Detmold, Lemgo, Höxter sowie am Lernort Herford.
In zahlreichen praxisnahen Angeboten aus unterschiedlichen Berufs- und Studienfeldern konnten die Teilnehmenden erleben, wie vielfältig berufliche Möglichkeiten sind – jenseits von Rollenklischees. Die Lehrenden der TH OWL nutzten die Gelegenheit, um mit dem Vorurteil aufzuräumen, bestimmte Berufe seien nur etwas für Jungen oder eben nur etwas für Mädchen.
Im Rahmen des bundesweiten Girls’ Day und Boys’ Day – dem Aktionstag zur beruflichen Orientierung ab der fünften Klasse – lud die TH OWL Schüler:innen dazu ein, neue Berufsfelder zu entdecken und dabei mit Rollenklischees zu brechen. Mädchen konnten erfahren, dass technische Studiengänge, Ingenieurwesen oder Themen rund ums Bauen spannende und passende Optionen für sie sein können. Jungen wiederum lernten, wie viel Potenzial in gestalterischen Aufgaben, Laborarbeit oder organisatorischen Tätigkeiten steckt.
Durch Mitmachen, Ausprobieren und eigene Erfahrungen erhielten die Teilnehmenden einen lebendigen Einblick in unterschiedliche Studienrichtungen und Berufsfelder. Das Interesse der Schüler:innen war groß, die Motivation sehr hoch und die aktive Beteiligung super. Lina (12), die im vergangenen Jahr im Angebot „Wasserraketenbau“ dabei war und sich in diesem Jahr kreativ beim digitalen 3D-Druck ausleben konnte, war ganz begeistert: „Ich komme im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder“, sagte sie.
Kreativ Campus Detmold
Am Kreativ Campus in Detmold waren die Mädchen einen Tag lang Bauingenieurinnen. Bei der Aktion „Digitales Bauen“ erfuhren sie, wie das Bauen der Zukunft aussehen kann. Hier konnten sie einen kleinen Coboter, der Stein auf Stein setzt, selbst steuern und programmieren. Im Bereich Wasserwirtschaft lernten die Schülerinnen viel darüber, wie sichergestellt wird, dass immer genug Trinkwasser in unseren Wasserleitungen zur Verfügung steht.
Beim Angebot „Innenarchitektonischen Gestalten“ erhielten die Jungen Einblicke in die Aufgaben eines Innenarchitekten. Sie erfuhren, wie ein Raum gestaltet sein muss, um die Bedürfnisse der Bewohner:innen zu erfüllen. Mit Ausschnitten aus Innenarchitekturzeitschriften erstellten sie eigene Collagen und Räume. Im innenarchitektonischen Workshop „Die Welt der Farben“ griffen die Schüler zum Pinsel und erstellten gemeinsam ein großflächiges Farbkunstwerk, das im Anschluss in kleine Ausschnitte zerlegt wurde, so dass jeweils ein eigenes kleines Kunstwerk entstand.
Innovation Campus Lemgo
Am Innovation Campus in Lemgo waren die Jungen einen Tag lang Assistenten der Hochschulkanzlerin, lernten die Aufgaben in einer Verwaltung kennen, machten Termine für die Kanzlerin, erhielten Einblicke in ihr Büro, nahmen auf ihrem Stuhl Platz und erkundeten den Campus. Die Mädchen erhielten einen tieferen Einblick in Studiengänge und Berufe, die die MINT-Fächer, Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik im Fokus haben.
Als Lebemsmitteltechnologin starteten sie mit Sensoriktests, die für die Herstellung von Lebensmitteln sehr wichtig sind. Sie erforschten bei spannenden Riech- und Geschmacksproben verschiedene Aromen und Geschmäcker. Anschließend ging es ins FoodLAB, wo sie ihr eigenes Produkt – einen alkoholfreien Cocktail – inklusive Namen und Konzeptvorstellung entwickeln durften. Dabei konnten sie ihr neu erworbenes Wissen aus den Sensoriktests und einer Vorlesung praktisch anwenden und kreativ umsetzen.
Als Maschinenbauerinnen durften die Mädchen heißen und kalten Stahl kaputt machen und anschließend unter Mikroskopen untersuchen. Die Bruchkanten gaben Aufschluss darüber, wie gut das Material extremer Hitze oder Kälte standhält – Erkenntnisse, die etwa im Automobilbau sehr wichtig sind. Durch eine VR-Brille konnten sie einen Roboter in seine Einzelteile zerlegen oder unter einem Rasterelektronenmikroskop, das bis zu 50.000-fach vergrößern kann, die genaue Struktur ihrer Haare untersuchen.
Im Angebot „Robotik“ erforschten die Teilnehmerinnen den Zusammenhang zwischen Mathematik und Robotik. Sie programmierten unter Anleitung einen Roboter und testeten die Programmierung. Die Schülerinnen haben gelernt, wie man mit Mathematik beschreiben kann, wie sich ein Roboterarm bewegt. Dabei ging es vor allem darum, wie aus den Bewegungen der einzelnen Gelenke berechnet werden kann, wo sich das Ende des Roboterarms – der sogenannte Endeffektor – im Raum befindet und in welche Richtung es zeigt.
Im FabLab OWL, der offenen High-Tech-Werkstatt der TH OWL, konnten die Mädchen im Angebot „Druck dir deine Zukunft“ kreative Ideen digital umsetzen. Sie entwarfen ein Lieblingssymbol digital am Computer und erlebten, wie etwa der Drache aus ihrem Lieblingsfilm mit dem 3D-Drucker erstellt wurde. Die digitale Stickmaschine haben sie selbst eingerichtet, eigenständig einen Smartphoneständer genäht und diesen automatisch mit ihrem Lieblingsmotiv besticken lassen.
Wie eine Raumfahrtingenieurin fühlten sich die Teilnehmerinnen, als sie im Schülerlabor ihre eigene Wasserrakete inklusive Abschussrampe konstruiert und viel über deren Flugfähigkeiten gelernt haben. Auch haben sie einiges über erfolgreiche Frauen in der Raumfahrtgeschichte erfahren. Als Höhepunkt konnten sie ihre eigenen Wasserraketen auf der benachbarten Campuswiese weit in die Luft schießen und die Flugfähigkeiten testen.
Sustainable Campus Höxter
Am Sustainable Campus in Höxter konnten die Mädchen einen Tag als Umweltingenieurin arbeiten. In Laborversuchen zur Trinkwasseraufbereitung haben sie Verfahren kennengelernt, durch die unerwünschte Stoffe aus dem Wasser entfernt werden können, um Trinkwasser zu erhalten. Zur Beantwortung der Frage, warum Blätter grün sind, haben sie im Labor der Bodenbiogeochemie selber Blattfarbstoffe extrahiert, getrennt und analysiert.
In einem weiteren Angebot lernten die Mädchen die Tätigkeiten einer Landschafts- und Umweltplanerin kennen. Sie erfuhren viel über die Inhalte des Studiums und haben im Botanischen Garten der Hochschule selbst in der Landschafts- und Naturschutzplanung mitgearbeitet. Dabei lernten sie einiges darüber, was Pflanzen und Tiere über die Landschaften erzählen. Sie haben Molche gefangen und diese sowie Wildbienen beobachtet, erfahren, warum Wildbienen vom Wiesenschaumkraut profitieren und den Zusammenhang zur Landschaftsplanung hergestellt.
BildungsCampus Herford
Am BildungsCampus in Herford konnten die Mädchen beim TH OWL Studiengang Digital Management Solutions einen Tag als Managerin erleben. Während einer praktischen Übung, dem Löten von LED-Klammern mit unterschiedlichen Löttechniken, haben sie erfahren, wie wichtig es für eine Managerin ist, komplexe Abläufe und Teams im Blick zu haben und alles miteinander zu verbinden. Zudem lernten sie ein Digitalisierungsprojekt kennen, das im Studiengang für ein renommiertes Familienunternehmen aus Hiddenhausen entstanden ist.
Pressemeldung: TH OWL