Bereits am 21. September (siehe hier) und am 15. Oktober (siehe hier) hat unsere Redaktion Artikel veröffentlicht, in dem es u.a. um die „Mossenberger Geschichten“ ging. In dieser Reihe erscheint nun der dritte Artikel. Eventuell sind die Herbsttage der richtige Zeitpunkt für einen Spaziergang entlang der Tafeln mit den Geschichten?
Die wohl bekannteste Mossenberger Geschichte erzählt davon, wie wir versuchen einen Esel auszubrüten. Ob das geklappt hat? Dazu müsst Ihr die Geschichte lesen…
Traditionell versuchen wir Mossenberger es immer wieder. Schon auf vielen Festumzügen in der Region waren wir eine Attraktion mit unserem liebevoll gebauten Nest nebst riesigem Kürbis. Zuletzt haben wir bei unserem Osterfeuer gebrütet und auch unsere Kinder mit eingespannt. Zumindest Schokohasen haben wir dabei hingekriegt.
Die Tafel mit der Geschichte steht übrigens vor unserem Dorfgemeinschaftshaus. Wir haben im wöchentlichen Wechsel am Freitag bzw. Sonntag ab 18:00 Uhr zum Klön- und Snackabend geöffnet. Plant das doch gerne bei Eurem Spaziergang zu den Schildern mit ein.

Das Eselsei, gemalt von Reinhard Haase
Das Eselsei
An einem schönen Herbsttage gab es für die klugen Leute in Mossenberg etwas ganz Absonderliches zu sehen. Ein fremder Mann hatte sich im Dorfe auf einen Stein gesetzt, um sich von dem weiten Wege ein wenig auszuruhen. Er hatte neben sich eine Frucht gelegt, gelb von Farbe und von der Form eines Apfels, aber so riesengroß, dass sie wohl auf keinem Baume gewachsen sein konnte.
Es war, wie sich leicht raten lässt, ein schöner reifer Kürbis, den der Mann mit sich getragen hatte.
Solch ein Wunder der Natur aber hatten die Mossenberger all ihr Lebtag noch nicht gesehen. So standen sie, und es kamen immer noch mehrere hinzu, reckten die Hälse und konnten gar nicht genug staunen über diese Riesenfrucht. Nun fiel es dem Fremden noch obendrein ein zu sagen, das wäre ein Eselsei, das da neben ihm läge. Da war des Wunderns kein Ende unter den Mossenbergern und der Allerklügste hatte schnell ausgerechnet, aus einem Eselsei müsste doch ein Esel rauskommen. Solch ein Langohr könnte gewiss dem ganzen Dorfe von großem Nutzen sein.
Darum fand sein Vorschlag allgemeinen Beifall, sie wollten dem Fremdling das Eselsei abkaufen. Sie boten ihm auch eine reichliche Summe, und dieser willigte gerne in das Geschäft ein.
Erfreut über diesen vorteilhaften Handel trugen sie das Wunderei in eine Scheune. Dort bereiteten sie ein weiches Nest, legten auch Wermut und Wacholder hinein, damit das Ei nicht muffig würde, und nun begann das Brüten. Sie saßen auf dem Kürbis, ein Mossenberger nach dem anderen, wie eine Glucke auf ihrem Nest. Sie brüteten unverdrossen Tage und Nächte durch Wochen hindurch; denn man muss sich schon was gefallen lassen, wenn man einen Esel damit verdienen kann. Aber immer wollte sich noch kein Leben in dem großen Ei rühren.
Schließlich riss einem der klugen Männer die Geduld. Ärgerlich von dem langen vergebliche Brüten nahm er den Kürbis, trug ihn vor das Dorf und warf ihn auf eine Wiese, dass es nur so knallte. Da barst er auf, und gerade in dem Augenblick sprang erschreckt ein Tier aus dem Grase, auch eins von der langohrigen Art.
Die Mossenberger hätten wohl wissen sollen, dass es ein Hase war. Aber sie waren mit ihren Gedanken noch so bei ihrem Ei, dass sie nichts anderes meinten, als dass ein junger Esel eben aus der zerborstenen Schale gesprungen wäre.
Auch wenn sie nun auch das Eselsfüllen nicht wieder einfangen konnten und sich so um den Lohn für alle Mühe gebracht sahen, so waren sie doch stolz darauf, dass sie es fertig gebracht hatten, ein Eselsei auszubrüten.
(aus Jugendborn)
Pressemeldung Heimatverein Mossenberg-Wöhren e.V.















