Eine selbstfahrende, kreiselstabilisierte Einschienenbahn wortwörtlich „auf die Schiene zu bringen“ ist das Ziel des Gesamtprojekts „MONOCAB OWL“. Im ersten Schritt wurden entsprechende Fahrzeugkabinen konzipiert und entwickelt. Jetzt geht es an die Kernkompetenzen. Nach der offiziellen Förderbescheidübergabe Mitte Juni durch NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer folgte nun das Kick-off-Meeting zum Startschuss des nächsten Teilprojekts „MONOCAB-Schlüsseltechnologien“. Das Projekt-Konsortium traf sich mit allen beteiligten Partnern in der SmartFactoryOWL auf dem Innovation Campus in Lemgo, um die Arbeiten am Projekt koordiniert aufzunehmen.
Professor Dr. Stefan Witte, Vizepräsident für Forschung und Transfer der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL), eröffnete die Veranstaltung. Er nutzte die Gelegenheit, den anwesenden Gästen das Gesamtprojekt MONOCAB OWL erneut zu erläutern und den breiten Kontext, in den dieses Vorhaben eingebettet ist, zu skizzieren. „Nachdem im ersten Teilprojekt die grundsätzliche technische Machbarkeit sowie die Entwicklung der Kabinen im Vordergrund standen, bei der der Fachbereich Detmolder Schule für Gestaltung unserer Hochschule um die Professoren Ulrich Nether und Hans Sachs maßgeblich unterstützt hat, sollen im Folgeprojekt nun die Schlüsseltechnologien der Einschienenbahn verstärkt auf den Weg gebracht werden“, so Witte.
Das MONOCAB-Projekt zielt darauf ab, eine einfache und schnelle Reaktivierung eingleisiger Bahnstrecken mit einem flexiblen und komfortablen Verkehrssystem zu ermöglichen. Die bisher entwickelten autonomen Fahrzeugkabinen haben ein Gewicht von 3,5 Tonnen, bieten Platz für bis zu sechs Personen und sind barrierefrei. Sie fahren auf einer Schiene des Gleises im Paternoster-Prinzip, was ein gleichzeitiges Fahren in beide Richtungen erlaubt. Die batteriebetriebenen Kabinen können bei einer Geschwindigkeit von 60 km/h bis zu vier Stunden fahren, bevor sie erneut aufgeladen werden müssen.
Zu den beteiligten Projektpartnern gehören die Hochschule Bielefeld, das Fraunhofer IOSB-INA, die Albert Fischer GmbH, die OWITA GmbH und die Weidmüller Interface GmbH & Co. KG. Sie arbeiten gemeinsam an der Weiterentwicklung wesentlicher Fahrzeug- und Infrastrukturkomponenten, wie der Stabilisierung der Fahrzeuge, dem Fahrwerk, speziellen MONOCAB-Weichen, Techniken zur Ortung sowie dem Energiemanagement.
Professor Dr. Thomas Schulte, Leiter des Instituts für Energieforschung (iFE) der TH OWL und Gesamtprojektleiter der MONOCABS, erläuterte das Konzept dahinter. Er hob hervor, dass die Hauptziele des aktuellen Projekts darin bestehen, die Kernkompetenzen weiterzuentwickeln und zu evaluieren, welche Funktionen die Fahrzeuge noch nicht beherrschen. „Unser Fokus liegt nun auf der Frage, ob wir die MONOCABS real auf die Schiene bekommen. Das Projekt ‚MONOCABS Schlüsseltechnologien‘ leistet einen großen Beitrag zur Beantwortung dieser Frage“, betonte Schulte.
Es gibt darüber hinaus jedoch noch einige offene Fragen und Herausforderungen zu meistern: Wie können die Fahrzeugkabinen auf den Schienen wenden? Wie ist die Anbindung an andere Netze beziehungsweise den Vollbahnbetrieb? Die MONOCABS müssen durch Weichen fahren können, die Stabilisierung der Kabinen muss verbessert werden, die Bremswirkung erhöht und das autonome Fahren weiterentwickelt werden. Auch die Kommunikationstechnik und das Energiemanagement bedürfen einer Verfeinerung.
„Wir haben das Ziel, bis 2026 diese Aspekte erarbeitet zu haben, um so im Zusammenwirken mit anderen Projekten im Kontext MONOCAB eine zweite Generation Versuchsfahrzeuge verfügbar zu haben, die als Basis für Umsetzungsprojekte und eine wirtschaftliche Verwertung einen deutlichen Schritt in Richtung eines Produktprototypen darstellen werden“, kündigte Professor Schulte an. „Mit MONOCAB-Schlüsseltechnologien wird eine erfolgreiche Realisierung von betrieblichen MONOCAB-Verkehren ab circa 2030 deutlich greifbarer.“
Pressemeldung: TH OWL