
V. l.: Manfred Neumann (Jobcenter), Denis Koop (Netzwerk Lippe), Jessica Keitel (Kommunales Integrationsmanagement Kreis Lippe), Ronja Flachmeyer (Arbeitsagentur), Silas Willems (Ausländerbehörde Kreis Lippe), Leyla Genz (Case Management, Kommunales Integrationsmanagement Kreis Lippe), Björn Schröder (Leiter Ausländerbehörde Kreis Lippe), Daniela Brenker (Leiterin Fachbereich Ordnung Kreis Lippe) und Cosmina Ahrweiler (Kommunales Integrationsmanagement Kreis Lippe) freuen sich über einen gelungenen Test des Welcome Centers. Foto: Kreis Lippe
Kreis Lippe, Netzwerk Lippe, Jobcenter und Arbeitsagentur proben vernetzte Zusammenarbeit
Mit einem kurzen Winken und einem breiten Lächeln auf den Lippen läuft eine Frau aus Lügde am provisorisch aufgestellten Empfangstresen des Welcome Centers des Kreises Lippe vorbei. An diesem Tag wurde das Center im Co-Working-Space im Kreishaus aufgebaut und erlebt seine zweite Testphase. „Na, das hat sich doch gelohnt. Der Fall dieser Kundin ist ein Paradebeispiel dafür, wie erfolgreich ein Welcome Center funktionieren kann“, sagt Björn Schröder, Leiter der Ausländerbehörde des Kreises Lippe, zufrieden und schaut gemeinsam mit einigen Kolleginnen und Kollegen der Lügderin hinterher, die gerade den Eingangsbereich durchquert.
Zum zweiten Mal haben sich Kolleginnen und Kollegen mehrerer Behörden im Co-Working-Space des Kreishauses getroffen, um dort die vernetzte Zusammenarbeit in einem Welcome Center unter Realbedingungen zu erproben. Der Grundgedanke dazu ist bei den Zukunftsdialogen entstanden, zu denen Landrat Dr. Axel Lehmann Vertreterinnen und Vertreter verschiedenster Institutionen unter dem Titel „Arbeiten und Leben in Lippe“ eingeladen hatte und nun konkret umgesetzt wird.
Die Idee hinter dem Projekt: Das Welcome Center soll verschiedene Behörden, Institutionen und Ansprechpartner in einer zentralen Anlaufstelle für internationale Fach- und Arbeitskräfte sowie Geflüchtete vereinen. „Unser gemeinsames Ziel ist es, dadurch Bürokratie abzubauen, eine gezielte Unterstützung sowie eine schnellere Integration in die Gesellschaft und in den Arbeitsmarkt zu erreichen. Davon profitieren am Ende sowohl die Menschen, die zu uns kommen, als auch unsere heimischen Unternehmen“, ist Landrat Dr. Axel Lehmann überzeugt. „Das Welcome Center soll die Menschen wie ein Kompass durch den oft nicht einfach zu durchschauenden Behörden-Dschungel weisen“, ergänzt er.
Wie das funktionieren kann, testen an diesem Tag Mitarbeitende der Ausländerbehörde, des Kommunalen Integrationsmanagements (KIM), des Netzwerks Lippe, der Arbeitsagentur und des Jobcenters unter Realbedingungen. „Wir haben dazu Kundinnen und Kunden, für die solch ein vernetztes Angebot infrage kommt, gezielt vorher angeschrieben“, berichtet Daniela Brenker, Leiterin des Fachbereichs Ordnung, zu dem unter anderem die Ausländerbehörde des Kreises Lippe gehört. Die Beteiligung sei sehr gut. Beim ersten Testlauf waren 60 Prozent der Angeschriebenen gekommen, beim zweiten Test am heutigen Tag sind es bis Mittag etwas weniger. „Aber beim letzten Mal waren die meisten auch erst nachmittags da“, weiß Jessica Keitel, Leiterin des KIM des Kreises Lippe.
Zu denen, die bereits da waren, gehört auch die schon erwähnte Frau aus Lügde, die eine mehrstündige Busfahrt auf sich genommen hatte, um ins Welcome Center zu kommen. „Die Mutter von drei Kindern hat durch das Chancenaufenthaltsrecht die Möglichkeit bekommen, ihren Aufenthalt in Deutschland zu verfestigen – und sie möchte unbedingt arbeiten, das hat man deutlich gespürt“, berichtet Jessica Keitel, die die Frau schon aus der KIM-Betreuung kannte. Da auch Kolleginnen und Kollegen des Jobcenters und der Arbeitsagentur an diesem Tag im Welcome Center vor Ort waren, konnte man mit der Frau aus Lügde „mal eben ein Büro weiter gehen“ und behördenübergreifend beraten. Gemeinsam konnten sie so offene Fragen klären und der Kundin mit einer direkten Jobperspektive als Kitahelferin oder in der OGS-Betreuung sowie mit einem durch das Netzwerk Lippe vermittelten Bewerbungstraining wieder gen Lügde schicken.
„Ein tolles Beispiel, wie ein vernetztes Arbeiten der verschiedenen Behörden hier funktionieren kann“, berichtet Manfred Neumann vom Jobcenter. Denn: Im Normalfall hätte die Frau einen Termin bei einer der beteiligten Behörden wahrgenommen. Ist dort alles geklärt, steht oftmals der Gang zur nächsten Behörde an – und in der Regel vergehen dadurch oft Tage oder Wochen, bis ein Gespräch dort stattfinden kann. „Heute konnten wir bereits in vielen Fällen Schwierigkeiten oder Probleme kurzerhand im direkten Gespräch mit den Kollegen anderer Behörden klären – und das innerhalb von Minuten“, berichtet Ronja Flachmeyer von der Arbeitsagentur in Detmold.
Genau dieses vernetzte Arbeiten untereinander ermögliche eine sehr schnelle Bearbeitung verschiedenster Fälle. „Ein enormer Gewinn für die Mitarbeitenden der einzelnen Institutionen, aber auch für die Kundinnen und Kunden“, stellt Björn Schröder fest. Nach den Testphasen sei es das Ziel, das Welcome Center zunächst einmal an einem festen Tag einmal die Woche mit offenen Sprechstunden anzubieten. Die Tests machten allen Beteiligten jedenfalls großen Mut, dass das funktionieren kann.