
V. l.: Anika Hendricks, Vanessa Ruwisch, Mark Schäferjohann.
Es sieht aus wie ein Comic, ist aber viel mehr. Über zwei Jahre haben Kinder und Jugendliche aus dem Raum Detmold, Blomberg, Bad Salzuflen, Schlangen und Bad Lippspringe gemeinsam an der Lösung drängender Weltprobleme gearbeitet. Spielerisch und vor allem handlungsorientiert und mit viel Spaß lernten sie in Workshops, wie wir Armut, Hunger und Ungerechtigkeit in der Welt bekämpfen können, und was genau wir vor Ort damit zu tun haben, wie eine nachhaltige Stadt aussieht, was Gemeinschaft bewirken kann oder wie ein Friedensteppich funktioniert.
Die teilweise doch recht trockenen Inhalte der 17 globalen Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) wurden dazu in Form von Comic-Helden personifiziert. Hermann und seine 17 Superhelden – alle Experten auf ihrem Gebiet – erarbeiten gemeinsam mit den Kindern Lösungsansätze. Die Geschichte ist angelehnt an den Film „Ocean’s 11“ und geht ungefähr so: Es war einmal ein Feldherr, der hieß Hermann. Er hatte schon vor langer Zeit viele Schlachten im Teutoburger Wald gewonnen und lebte jetzt als Hermannsdenkmal über Lippe. Das Denkmal war so groß, dass Hermann von dort oben ganz Lippe und fast die ganze Welt überblicken konnte.
Eines Tages merkte Hermann, dass auf der Welt einiges schieflief. Es gab z.B. viele arme Menschen und wenige sehr reiche. Die Menschen teilten nicht mehr gerecht. So konnte es nicht weitergehen, dachte Hermann. Er grübelte und grübelte, um Lösungen für die Probleme auf der Welt zu finden. Nach vielen schlaflosen Nächten hatte er 17 grundlegende Ziele definiert, mit denen es gelingen sollte, die Welt für alle Menschen zu einem besseren Ort zu machen. Es ging um Frieden und gute Zusammenarbeit zwischen den Menschen und um den Schutz der Erde und allen Lebens.
Einer alleine konnte so eine große Aufgabe niemals schaffen – er brauchte dringend Hilfe! Deswegen rief er seine 17 Superhelden zusammen, jeder Profi auf seinem Gebiet, die ihm helfen sollten, die Ziele zu erreichen. Da war zum Beispiel Ninja Sea Turtle. Er kümmert sich darum, dass es den Meeren gut geht. Dass sie nicht überfischt werden und kein Plastik darin schwimmt. Und dann gibt es noch Miss Dragonfly. Sie weiß, wie man allen Menschen sauberes Trinkwasser zur Verfügung stellt. BumbleBee kennt sich mit Landökosystemen aus und weiß, wie man sie wiederherstellen kann. Agent X ist der richtige Mann für Energiefragen. Schlaufuchs ist Experte für Wissensvermittlung. Madame La Mode ist unser Einkaufs-Guide, Schiri sorgt dafür, dass alle etwas vom Kuchen abbekommen und Power Yogi hält uns fit. Die Waldhüterin hat Maßnahmen gegen den Klimawandel parat. Und das sind noch nicht alle!
Ziele als Superhelden? Eine gute Idee – nicht nur für die Fantasie der Kinder. In dieser Form fällt es leicht, die Grundlagen der Ziele zu verinnerlichen. Durch die Geschichte und auch dadurch, dass alle ein Teil davon sind, tragen die Kinder ihr Wissen im Herzen weiter, die Helden machen es leicht, sich die Inhalte der Ziele bildlich vorzustellen. Prinzessin Feuerbohne hat zum Beispiel Antworten auf den Hunger in der Welt (Ziel 2). Der hat natürlich zum einen mit ungerechten globalen Strukturen zu tun, zum anderen aber auch damit, was wir essen und wie wir es produzieren. Auch wir hier in Deutschland können dazu beitragen, dass sich diesbezüglich etwas ändert. Bohnen statt Fleisch als Eiweißquelle zu nutzen, macht zum Beispiel einen großen Unterschied beim Flächenverbrauch für den Anbau von Nahrungsmitteln.
Gleichzeitig verbessern Bohnenpflanzen den Boden, und der ist schließlich unsere Lebensgrundlage. Mit dem Anlegen eines kleinen Schulgartens haben die Kinder in diesem Workshop gelernt, selbst Gemüse anzubauen. Sogar eine alte lokale Sorte, die Perlbohne, haben sie erfolgreich vermehrt und der Saatgutbibliothek in der Stadtbücherei Detmold übergeben können. Das war ein im wahrsten Sinne des Wortes nachhaltiges Erlebnis. Und im Schulgarten kann natürlich auch weiterhin Wissen vermittelt werden.
Ausgedacht und umgesetzt haben sich dieses Konzept Vanessa Ruwisch und Anika Hendricks vom Verein Lippe im Wandel e.V., einer Transition Town Initiative aus Detmold. Zusammen mit Mark Schäferjohann, dem Zeichner der bekannten Hermännchen–Comics, nahm die Superhelden-Geschichte Gestalt an. Das bunte Werk soll künftig als Motivation und Inspiration für eigene Projekte im schulischen wie auch im außerschulischen Bereich dienen. Workshop-Ideen stehen zukünftig auf der Homepage zum Download bereit, komplette Workshops können aber auch über Lippe im Wandel gebucht werden. Das Projekt konnte mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Umwelt und Entwicklung realisiert werden.
Am 9. Mai, beim großen Abschussfest haben alle teilnehmenden Referentinnen und Referenten, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit zusammenzukommen und sich zu vernetzen. Denn alle Ziele hängen miteinander zusammen und nur gemeinsam können wir die Zukunft gestalten. Außerdem bekommen alle Teilnehmenden des Projektes ein Comic-Exemplar und können sich dies von Mark Schäferjohann vor Ort signieren lassen.
Pressemeldung und Foto: Lippe im Wandel