
Entnehmen die Bodenproben (v.l.n.r.): Justin Debrassine (TH OWL), Dorothea Streich (Kreis Lippe), Marcus Collier-Wright (ZENIT GmbH), Olrik Meyer (Kreis Lippe), Arnd Busse (Biohof Busse) und Vladimir Klinkov (Geschäftsführer GeoPard Agriculture). (Copyright: Kreis Lippe)
Um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft zu untersuchen, stellen lippische Landwirte kleine Flächen zur Verfügung, die sie leicht verändert bewirtschaften. Der Kreis Lippe ist Teil des Projekts.
Welchen Einfluss hat der Klimawandel auf die Landwirtschaft? Was bedeuten Starkregen oder Hitzeperioden für Ackerböden? Verändert sich deshalb die Lebensmittelqualität? Diese und weitere Fragen soll ein Projekt beantworten, das jetzt in die Praxisphase startet: Mehrere lippische Landwirte stellen kleine Flächen ihrer Felder zur Verfügung, um sie leicht verändert zu bewirtschaften. Das bedeutet, dass sie beispielsweise weniger Düngemittel und Pflanzenschutzmittel als bei der konventionellen Bewirtschaftung einsetzen – oder dass sie in Furchen anpflanzen, um die Regenmengen zu steuern.
„Ich finde es super und sehr wichtig, dass der Kreis Lippe Teil dieses Projektes ist. Klimafolgenanpassung ist nicht nur etwas, was wir in der Klimaerlebniswelt in Oerlinghausen spielerisch am Modell zeigen, es ist etwas, das wir in die Praxis holen – holen müssen“, sagt Landrat Dr. Axel Lehmann. „Ich freue mich, dass wir das Projekt auf lippischem Boden umsetzen können und bin auf die Ergebnisse gespannt“, sagt er.
„Die Projektpartner entnehmen nun Bodenproben der entsprechenden Felder, um den Zustand zu ermitteln. Das hilft uns, den weiteren Projektverlauf wissenschaftlich fundiert zu begleiten“, sagt Justin Debrassine von der TH OWL. Deren Future Food Factory untersucht die Lebensmittelproben. „Wir beobachten während der Praxisphase dann verschiedene Parameter und werten diese aus“, ergänzt er.
„Parameter sind beispielsweise die Bearbeitung des Ackers, der Einfluss des Wetters und am Ende die Qualität der gewachsenen Pflanzen sowie einen Schritt weiter die Qualität der verarbeiteten Produkte“, erklärt Olrik Meyer, Fachbereichsleiter Umwelt, nachhaltige Entwicklung und Mobilität beim Kreis Lippe.
Neben dem Kreis Lippe, der TH OWL und der Innovations- und Europaagentur des Landes NRW, dem Zentrum für Innovation und Technik (ZENIT GmbH) als Projektleitung, sind außerdem das Kölner Start-up „GeoPard Agriculture“ und sieben lippische Landwirte Partner des EU-geförderten „ESAPPIN“-Projekts (Ensuring Security of Agricultural and Processed Products in NRW).
„Die Landwirte, zusammen mit den Projektpartnern, agieren als ein sogenanntes ‚Living Lab‘, in dem innovative Ansätze unter realen Bedingungen gemeinsam getestet werden“, ergänzt Marcus Collier-Wright, Projektleiter von der Innovations- und Europaagentur des Landes NRW, das Zentrum für Innovation und Technik (ZENIT GmbH). „Dieses ‚Living Lab‘ haben wir in der ersten Phase des Projekts detailliert geplant, und jetzt fangen wir mit den Umsetzung an“, sagt er.
„Ich stelle einen kleinen Teil meiner Felder zur Verfügung, weil die Ernährungssicherung in Nordrhein-Westfalen eine große Rolle spielt. Als Bio-Landwirt liegt mir die nachhaltige Bewirtschaftung besonders am Herzen. Außerdem schätze ich den neuen Input, den ich durch das Projekt erhalte“, sagt Landwirt Arnd Busse aus Bad Salzuflen. Der Biohof Busse sowie der Obsthof Schäferkordt aus Lemgo, der Pilzhof Lippe aus Bad Salzuflen, der Bergs Hof aus Bad Salzuflen, Dieter Hagedorn aus Lage, Bernd Hameier aus Lage und Friedrich Gütschleg aus Schieder-Schwalenberg nehmen an dem Projekt teil.
Projekthintergrund
„ESAPPIN“ ist ein Tochterprojekt vom EU-geförderten Projekt „ECO-READY“. Unter diesem Namen werden insgesamt zehn Living Labs in ganz Europa gefördert, die ähnliche Untersuchungen in anderen europäischen Regionen durchführen, um Lösungen für kontext- und regionalspezifische Herausforderungen in den jeweiligen bioklimatischen Zonen zu finden. Das Projekt bietet Akteuren entlang der Wertschöpfungskette die Möglichkeit, direkt mit der Politik zu kommunizieren und innovative Technologien für eine digitale Landwirtschaft in Anspruch zu nehmen.
Die Ergebnisse sollen dann in die Landwirtschaftspolitik übertragen werden, unter anderem mit regionalen Stakeholder wie LWM und LWK.