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Von der Idee bis in die Praxis: Geotextilschläuche als innovativer Hochwasserschutz

von | Juni 12, 2025 | Kunterbunt

Die Verlegemaschine zur Herstellung von Endlosschläuchen im Einsatz in Detmold-Klüt. Foto: topocare GmbH, David Draier

Technologietransfer vom TH OWL-Fachbereich Bauingenieurwesen in die Anwendung – ein Beispiel für nachhaltige und zukunftsweisende Ingenieurlösungen

Wie aus einer innovativen Forschungsidee ein praxisrelevanter Beitrag zum Hochwasserschutz wird, zeigt das Beispiel Detmold-Klüt: In einem interdisziplinären Projekt haben der Fachbereich Bauingenieurwesen der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL), die topocare GmbH sowie die RWTH Aachen University gemeinsam an neuen Lösungen zum Schutz vor Starkregenereignissen geforscht. Im Rahmen des Projekts „InnKubaTubes“, das 2022 initiiert wurde, entstanden Dämme aus mit Erdreich gefüllten Geotextilschläuchen, die mittlerweile aktiv im Detmolder Stadtteil Klüt zum Einsatz kommen.

Die Stadt Detmold hat die Erkenntnisse des Forschungsprojekts direkt aufgegriffen und in ein umfassendes Hochwasserschutzkonzept integriert. Besonders stark betroffen von Starkregenereignissen war in der Vergangenheit der Ortsteil Klüt, der wiederholt überflutet wurde. Es flossen große Wassermengen mit Schlamm und Geschiebe den Hang hinunter und beschädigten Häuser – teils bis zum Totalschaden. Nun schützen dort mehrere Wälle aus erdstoffgefüllten Geotextilschläuchen – unter anderem an der Mittelstraße – Wohngebiete und Infrastruktur. Ergänzend sorgen vorgelagerte Gräben für die kontrollierte und verzögerte Ableitung des Wassers. Der aufgestaute Starkregenabfluss wird anschließend durch Sickerstrecken im Geotextilschlauch und über zusätzlich eingebaute Leitungen zum Klüter Bach zeitverzögert entwässert.

Innovative Technik mit großer Wirkung

Das im Projekt „InnKubaTubes“ entwickelte Mulden-Wall-System besitzt einen Kern aus aufgeschichteten Geotextilschläuchen, die mit lokalem Bodenmaterial, in diesem Fall mit dem Aushub der bei der Profilierung der vorgelagerten Mulden angefallen ist, befüllt sind. Diese Bauweise benötigt wenig Fläche, ist ressourcenschonend und überzeugt durch hohe Stabilität – selbst bei Überflutung bleibt die Schutzfunktion erhalten. Die Schläuche werden vor Ort mithilfe des automatisierten „Topomover“-Verlegegeräts eingebaut, was eine schnelle, präzise und umweltschonende Bauweise ermöglicht. Nach der Fertigstellung fügen sich die begrünten Anlagen unauffällig in das Landschaftsbild ein.

Ein Modell für andere Kommunen

Die Technik hat auch überregional Interesse geweckt: In Bünde sind derzeit Maßnahmen mit Geotextilschläuchen in Planung. Das Projekt zeigt exemplarisch, wie Technologietransfer von der wissenschaftlichen Idee bis zur konkreten Anwendung vor Ort funktionieren kann.

Forschung als Motor für nachhaltige Lösungen

Für die TH OWL ist das Projekt ein Beleg für die Wirksamkeit angewandter Forschung. Der Fachbereich Bauingenieurwesen engagiert sich für die Entwicklung praxistauglicher, nachhaltiger Bauweisen und vernetzt sich mit den lokalen Akteuren. Das Ziel dabei ist es, die Region widerstandsfähiger gegenüber den Folgen des Klimawandels zu machen und die Lebensqualität langfristig zu sichern.

Pressemeldung: TH OWL

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