Über 30 Prozent mehr als im Jahr 2023 müssen Unternehmen in Lippe im Schnitt in diesem Jahr für die Nutzung des Stromnetzes zahlen. Das ist das Ergebnis des aktuellen Vergleichs der Stromnetzentgelte. „Der massive Anstieg der Stromnetzentgelte belastet die Wirtschaft in einer ohnehin schwierigen konjunkturellen Situation zusätzlich“, beklagt Matthias Carl, Abteilungsleiter der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK Lippe) Nur einer der sieben Verteilnetzbetreiber in Lippe bleibe mit seiner Erhöhung unter der Plus-25 Prozent-Marke, bemerkt Carl.
Die IHK Lippe hat verschiedene Abnahmefälle von Sondervertragskunden auf Niederspannungs- bzw. Mittelspannungsebene in Lippe und benachbarten Verteilnetzgebieten betrachtet. Unternehmen in Lippe, die Strom auf der Mittelspannungsebene beziehen, müssen mit durchschnittlich 6,96 Cent pro Kilowattstunde sogar fast 42 Prozent mehr zahlen als 2023. Das Netzentgelt auf der Niederspannungsebene ist in Lippe im Schnitt auf 10,41 Cent/kWh gestiegen und damit um ein Drittel angestiegen.
Auf der Niederspannungsebene beziehen vor allem kleinere Gewerbebetriebe ihren Strom. Am günstigsten schneiden hier die Stadtwerke Bad Salzuflen mit 9,07 Cent/kWh (+28,7 % gegenüber 2023) sowie die Stadtwerke Lemgo (+24,1 Prozent) ab. „Beim teuersten lippischen Netzbetreiber zahlen vergleichbare Stromkunden mit 11,50 Cent/kWh hingegen durchschnittlich 42,5 Prozent mehr als im Vorjahr“, betont Carl. Größere Betriebe beziehen Strom vor allem auf der Mittelspannungsebene. „Im Durchschnitt der vier betrachteten Abnahmefälle verlangen die Stadtwerke Lemgo hier mit 5,99 Cent/kWh (+35,3 Prozent) die geringsten Netzentgelte“, sagt Carl. Das seien 2,14 Cent/kWh oder 26,3 Prozent weniger als beim teuersten Netzbetreiber.
Im Vergleich der umliegenden Netzgebiete sind die Stadtwerke Rinteln sowohl auf der Niederspannungsebene (8,68 Cent/kWh) wie auch auf der Mittelspannungsebene (5,12 Cent/kWh) am günstigsten. Die teuersten betrachteten Netzbetreiber aus Ostwestfalen-Lippe sind die Netzgesellschaft Gütersloh mit 11,96 Cent/kWh bei der Niederspannung und die Stadtwerke Oerlinghausen mit 8,13 Cent/kWh bei der Mittelspannung.
Carl befürchtet, dass die Netzentgelte wegen des Ausbaubedarfs auf Verteil- und Übertragungsnetzebene noch weiter steigen werden: „Die Netzentgelte werden damit zu zunehmend belastenden Kostenfaktor für die Wirtschaft.“ Da helfe auch die Absenkung der Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß für das verarbeitende Gewerbe nicht weiter, meint Carl. „Deren Wirkung ist mehr oder weniger verpufft. Die Unternehmen in Deutschland leiden immer stärker unter den im Wettbewerb insgesamt viel zu hohen Stromkosten“, schließt Carl.
Die Netzentgelte beinhalten i.d.R. neben dem Arbeits- und Leistungspreis für die Netznutzung die Kosten für Messstellenbetrieb, Messung und Abrechnung. Auch die vorgelagerten Kosten für das Übertragungsnetz fließen hier ein. Gegenüber 2023 sind sie noch deutlich stärker gestiegen als die Netzentgelte auf der Verteilnetzebene – und zwar je nach betrachtetem Abnahmefall um 78 bis 113 Prozent.
Die Netznutzungsentgelte können von den Netzbetreibern nicht frei festgelegt werden. Sie werden in einem komplexen Verfahren durch die Bundesnetzagentur genehmigt. Die Höhe der Netzentgelte ist ortsgebunden und hängt von vielen Faktoren wie Anschlussdichte, Erneuerungsbedarf des Stromnetzes, Versorgungsqualität und Effizienz des Netzbetreibers ab.
Dem Vergleich der IHK Lippe liegen die Durchschnittswerte von vier Verbrauchsfällen auf Mittelspannungsebene und für drei Abnahmefälle auf Niederspannungsebene zugrunde. Die einzelnen Verbrauchsfälle unterscheiden sich in Leistung, Strommenge und Benutzungsstunden. Mittelspannungsnetze werden üblicherweise mit elektrischen Spannungen von 10 bis 30 Kilovolt und Niederspannungsnetze bei 250 bis 1000 Volt betrieben.
Pressemeldung: IHK